Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Der Regisseur Andreas Rosar hat es nicht nötig, mit seinen Verdiensten herumzurenommieren. Er hat in Mainz und Rom Philosophie, Theologie und Germanistik studiert, ist bei großen Kollegen hospitierend in die Lehre gegangen, hat sein Debüt mit der Schweizer Erstaufführung von Georg Friedrich Händels "Ezio" gegeben und in der Folge weitere viel beachtete Arbeiten vorgelegt. Sollte er, Gott behüte, trotzdem einmal in die Lage kommen, Türklinken putzen zu müssen, kann er seine Vita jetzt um einen nicht alltäglichen Punkt erweitern: Stummer Auftritt als Brünnhilde im zweiten und dritten Aufzug von Richard Wagners "Götterdämmerung" bei den Bayreuther Festspielen 2017. Rosar sprang für Catherine Foster ein, die sich beim Beifall nach dem ersten Aufzug am Fuß so verletzt hatte, dass sie im Sitzen singen, aber nicht mehr spielen konnte. Er tat dies sozusagen "in lichter Waffen Scheine", wie es im "Lohengrin" heißt, nämlich in einem goldglänzenden Gewand, und heimste dafür einen Beifall ein, den er als Regieassistent niemals bekommen hätte.

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