(SZ) 1998 stürzte im Santiago-Bernabéu-Stadion ein Tor in sich zusammen, das Spiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund wurde mit 76 Minuten Verspätung angepfiffen, und in dieser Zeit blieben die Kommentatoren Marcel Reif und Günther Jauch live drauf. Über Fußball redeten sie und über das Leben, was ja aufs Gleiche rauskommt. Das Spiel konnte erst einmal nicht stattfinden, ein Tor musste her, ein Tor würde dem Spiel guttun. Der Rasen aber blieb eine grüne Bühne, auf der Anzugträger vom Fußballverband herumirrten und Blaumänner mit Hämmern, mit Meißeln und "Kanthölzern", wie der offenbar handwerklich beschlagene Reif mit einem Blick erkannte. Wenn das Erwartete nicht eintritt, schaut der Mensch umso aufmerksamer auf das, was ihm stattdessen geboten wird. Er blickt in den Maschinenraum aller Phänomene. Reif sagte: "Jetzt kommt hier eine Art Aktionismus auf, jetzt fummeln sie an diesem Tornetz herum. Das sieht aus, als wären sie Fischer." Jauch sagte: "Genau, spanische Fischer." 12,7 Millionen Zuschauer sahen sich das an, rund doppelt so viele wie später das Spiel selbst.