Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Jetzt wird es ja langsam Herbst, da kann man auch ruhig mal wieder über den Tod reden. Noch einmal für den Hinterkopf: Jedes Leben ist endlich. Dabei ist es gleichgültig, ob das Leben weitgehend im Verborgenen stattfindet oder sich hauptsächlich in sozialen Netzwerken entfaltet. Irgendwann ist das Leben vorbei, und neues Leben entsteht respektive neue Facebook-Accounts werden generiert. Zivilisationspessimisten behaupten schon seit Jahrzehnten, der Tod sei aus der Gesellschaft verschwunden, was natürlich ein lustiger Gedanke ist. War denn der Tod jemals in der Gesellschaft zu Hause? Seiner Natur nach ist der Tod eher kein Gesellschaftslöwe, sondern er bringt sich gewissermaßen bei Bedarf in die Gesellschaft als eine Art negativer Dienstleister ein. Die Gesellschaft wiederum richtet Serviceunternehmen darauf aus, mit dem Tod zu kooperieren. Bekanntestes Geschäftsmodell ist das Bestattungsunternehmen, dessen Ruf und Leumund unfehlbar sind, allerdings selten mit den Begriffen von Schönheit und Attraktivität in Einklang gebracht werden.

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