(SZ) Der Engländer George Bryan Brummell (1778-1840), genannt "Beau" Brummell, war eine Stilikone und einer der ersten Dandys. Bekannt geworden ist dieser Lebemann, der angeblich fünf Stunden benötigte, um sich anzuziehen, vor allem dadurch, dass er die knöchellange Hose anstelle der damals üblichen Kniebundhose unter den Fashion Victims seiner Zeit populär machte. Seit den Tagen von Beau Brummell ist in Fragen des angemessenen Beinkleides das Niveau deutlich nach unten gerutscht. Zu den historischen Tiefpunkten zählt für manche der Siegeszug der Jogginghose, die das Anziehen auf unter fünf Sekunden verkürzt hat. So viel immerhin ist von ihrer sportlichen Herkunft übrig geblieben. Denn die Jogginghose war ursprünglich eine Hose zum Joggen, also das, was früher die Trainingshose war, als Jogging wiederum noch Dauerlauf hieß. Dass sie bald mehrheitlich von Nicht-Joggern angelegt und damit zu einer bloßen Simulation von Aktiv-Kultur wurde, einer Phantom-Sportlichkeit für Wohnzimmer-Bundestrainer, um nicht zu sagen, zu einer eng anliegenden Lebens-Lügenpresse, tat ihrer Karriere unter Gangsta-Rappern und allen, die immer schon gerne auf dicke Hose machten, keinen Abbruch. Dabei eignet sich ihr Bund nur suboptimal dazu, darin eine Schusswaffe zu befestigen. Egal. Die Jogginghose ist dehnbar und situationselastisch wie ihr Gummizug. Ein wahres Raumwunder und so etwas wie die Stretchlimo des kleinen Mannes.