(SZ) Der Dichter Stefan George hatte sich selbst schwer im Verdacht, der Wiedergänger des Kollegen Dante zu sein, und zwar nicht nur literarisch, sondern auch physiognomisch. Vor allem in seinem Profil erkannte George eine verteufelte Ähnlichkeit mit dem Verfasser der "Göttlichen Komödie", obwohl Dantes Nase eine weitaus kühnere Zinkenform hat als das Riechorgan des "Weihenstephan", wie die Schwabinger Boheme-Dame Franziska zu Reventlow den salbungsvollen Lyriker nannte. Dem Verleger Georg Bondi wurde es einmal sogar richtig mulmig, als ihm 1913 in Rom zwei Gestalten entgegenkamen, die er im ersten Moment für Dante und Vergil hielt, aber sich bei näherem Hinsehen als George und dessen Dichterfreund Friedrich Gundolf entpuppten. Aus all dem darf man schließen: Bei einem Dante-Lookalike-Contest hätte George in jedem Fall den Siegeslorbeer eingeheimst, so wie auch Dante bei Stefan-George-Doppelgänger-Wettbewerben konkurrenzlos gewesen wäre. Schade, dass es nie dazu kam.