Glosse:Das Streiflicht

(SZ) Der Fluss der Zeit fließt und fließt, und wenn wir uns nicht mit ein paar eingrenzenden Termini behülfen, wüssten wir nie, was es gerade geschlagen hat. An den Rändern der für uns vorstellbaren Zeit steht weit hinten der von "Olims Zeiten" her bekannte Olim, weit vorne der heilige Nimmerlein, dem der Sankt-Nimmerleins-Tag anvertraut ist. Dazwischen gibt es diverse Epochen, von denen eine den Namen "Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen" trägt. Das hört sich präzise an, überlässt es aber der Fantasie, sich als ersten Wetteraufzeichner Plinius den Älteren, einen mittelalterlichen Benediktiner oder Jörg Kachelmann vorzustellen. Es hat sich eingebürgert, den Beginn der Wetteraufzeichnungen ins Jahr 1881 zu legen. Unabhängig davon, was es mit diesem Datum auf sich hat, entfaltet die "1881" einen fast magischen Zauber, und das nicht nur, weil sie ein Palindrom wie "Oh Cello voll Echo" ist. Sie suggeriert, dass es vorher kein nennenswertes Wetter gegeben hat, schon gar keinen seriösen Hitzerekord, und dass auf einen neuen Hitzerekord eineindrittel Jahrhunderte herabschauen.

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