Phönix aus der Asche - das Bild ist nicht neu und trifft es für die meisten Liberalen doch am besten. Sie waren weg, belächelt, mit Häme überschüttet, verschwunden. Und es gab genügend Leute, die glaubten, diese FDP würde nie mehr auftauchen. Jetzt ist sie wieder da, und viele in den Reihen der Freien Demokraten haben tatsächlich das Gefühl, sie seien aus der Wüste zurück nach Berlin gekommen. Für ihren Parteichef Christian Lindner gilt das nicht. Er ist der große Sieger. Er hat geschafft, was er nach der Niederlage am 22. September 2013 begann: Er hat die Partei wieder aufgerichtet. Dabei aber war er der Einzige, der immer irgendwie präsent geblieben ist. Er war der Erklärer, der Motivator, der Routenführer auf dieser Expedition. Und jetzt ist er derjenige, der dafür belohnt wird: als Wahlsieger, als Gewinner, als unangefochtener Anführer der Liberalen. Eines freilich wird sich jetzt ändern. Nach dem langen Aufstieg, der einen immer schöneren Ausblick ermöglichte, wird es jetzt ungemütlich, anstrengend, vielleicht herbstlich. Wochen, wenn nicht Monate der Koalitionsverhandlungen warten - und ein Fehler hier kann aus dem Sieger rasch einen Strauchelnden machen.