Gewaltvorwürfe gegen Bischof:Bischofskonferenz glaubt Mixa

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Walter Mixa soll Heimkinder verprügelt haben, bevor er Bischof wurde. Von Fausthieben und Schlägen mit dem Teppichklopfer ist die Rede. Nun hat die Bischofskonferenz Position bezogen.

Nach den Misshandlungsvorwürfen gegen Walter Mixa hat sich die Deutsche Bischofskonferenz auf die Seite des Augsburger Bischofs gestellt. Der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, sagte am Donnerstag im Deutschlandfunk: "Ich glaube ihm." Es stünden erst einmal Behauptung gegen Behauptung.

Er denke, dass das Bistum nach den bekanntgewordenen Vorwürfen die richtigen Schritte eingeleitet habe, es zu einem "klärenden Prozess kommt und über die Dinge weiter gesprochen wird". Langendörfer reagierte damit auf Berichte der Süddeutschen Zeitung: Unter anderem beschuldigt eine 47-Jährige Mixa, sie "mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen" zu haben, als sie in den siebziger Jahren Heimkind und Mixa Stadtpfarrer in Schrobenhausen waren.

Der SZ liegen insgesamt sechs eidesstattliche Erklärungen ehemaliger Heimkinder vor, die Mixa Gewalt vorwerfen. Detailliert schildern sie Fausthiebe gegen den Oberarm und Schläge auf das Gesäß mit Teppichklopfer und Stock.

Die katholische Laienorganisation "Wir sind Kirche" hat Walter Mixa hingegen aufgefordert, persönlich Stellung zu den Misshandlungsvorwürfen zu nehmen. Der Sprecher der Organisation im Bistum Augsburg, Herbert Tyroller, sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa, es reiche nicht aus, wenn Mixa eine Unschuldserklärung über seine Pressestelle veröffentlichen lasse. "Er selbst muss sich äußern", sagte Tyroller.

Er kritisierte, dass sich der Bischof wegen der Vorwürfe zivil- und strafrechtliche Konsequenzen vorbehalten habe. Durch solche Drohungen würden die Opfer eingeschüchtert, das sei nicht der "richtige christliche Weg".

Die Regierung von Oberbayern prüft inzwischen als Heimaufsichtsbehörde Misshandlungsvorwürfe im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen aus jüngerer Zeit. Dort soll der jetzige Augsburger Bischof Walter Mixa als Stadtpfarrer vor rund 30 Jahren Kinder gezüchtigt haben. Ein Sprecher der Regierung Oberbayern sagte am Donnerstag, über die jüngsten Berichte der 47-Jährigen sei in den Akten von damals nichts zu finden.

Das Bistum hatte die Vorwürfe umgehend dementiert und sich rechtliche Schritte vorbehalten. Die Anschuldigungen seien "absurd, unwahr und offenbar in der Absicht erfunden, den Bischof persönlich zu diffamieren", hieß es in einer Stellungnahme.

Lehmann sieht Kirche in der Krise

Angesichts dieser und anderer bekanntgewordener Missbrauchsfälle sieht der Mainzer Kardinal Karl Lehmann die katholische Kirche in einer tiefen Krise. In einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt Lehmann, die Kirche dürfe sich nicht wundern, wenn sie jetzt an jenen Kriterien gemessen werde, mit denen sie sonst ihre sittlichen Überzeugungen vertrete.

"Die aufgedeckten Missbrauchsfälle wirken wie ein Bumerang", schreibt der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Mit Blick auf seine Aufgabe als Bischof von Mainz schreibt er: "Ich tappte oft lange im Dunkeln, auch wenn ich noch so sehr um Aufklärung bemüht war." Umso mehr müsse nun die Zuwendung zu wirklichen oder möglichen Opfern im Vordergrund stehen.

Zugleich gesteht Lehmann ein, dass die Kirche das Problem der Pädophilie unterschätzt und die Fähigkeit von Tätern zur Umkehr und zur Heilung lange Zeit überschätzt habe.

"Im guten Glauben haben wir uns oft auf den erklärten guten Willen verlassen. Deshalb kam es auch zu den falschen und schon seit längerer Zeit gewiss unverzeihlichen Praktiken, einen überführten und manchmal auch rechtskräftig verurteilten Täter einfach an eine andere Stelle zu versetzen."

Die seit dem Jahr 2002 geltenden Leitlinien der Bischofskonferenz hätten sich im Grundsatz bewährt. Bei einer Revision müsse aber bedacht werden, ob die kircheninternen Ermittlungen in neutrale Hände gelegt und ob die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden in jedem Einzelfall zur Pflicht gemacht werden sollten.

Noch größere Wachsamkeit ist laut Lehmann bei der Auswahl der Kandidaten für das Priesteramt erforderlich. Es müsse nüchtern bedacht werden, "inwieweit die priesterliche Lebensform in höherem Maß pädophil veranlagte Männer anziehen kann".

© sueddeutsche.de/ddp/bay/apn/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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