Gewalt in Nahost:Palästinenser wohl bei lebendigem Leib verbrannt

Proteste in Nahost

Ein Palästinenser geht im Dorf Kfar Kaddum, nahe der Stadt Nablus, mit einer Steinschleuder auf israelische Sicherheitskräfe los.

(Foto: AFP)

Der Obduktionsbericht offenbart schreckliche Details: Der bei Jerusalem getötete Palästinenser wurde anscheinend lebendig verbrannt. Landesweit kommt es immer wieder zu Krawallen.

  • Nach heftigen Ausschreitungen in Jerusalem werden neue Details über den Tod eines Palästinensers bekannt. Der Jugendliche ist dem Ergebnis der Obduktion zufolge bei lebendigem Leib verbrannt.
  • In vielen Städten der Region kommt es zu Auseinandersetzungen.
  • In Gaza fliegt die israelische Luftwaffe Angriffe, palästinensische Extremisten schießen Raketen.
  • Israelis und Palästinenser verhandeln angeblich über Waffenruhe.

Getöteter Palästinenser wurde anscheinend lebendig verbrannt

Das palästinensische Opfer eines mutmaßlichen Rachemordes in Jerusalem ist ersten Untersuchungen zufolge lebendig verbrannt. Die Autopsie habe ergeben, dass der 16-Jährige aus dem Ostteil der Stadt an schweren Verbrennungen gestorben sei, sagte der palästinensische Generalstaatsanwalt Mohammed Al-A'wewi der Nachrichtenagentur Wafa. Wie die New York Times berichtet, fanden die Ärzte Material in den Atemwegen des Toten, das darauf hindeute, dass er lebendig verbrannt sei.

Die Leiche des 16-jährigen Mohammed Abu Chedair war am Mittwoch in einem Wald bei Jerusalem gefunden worden. Die Familie des Jugendlichen sowie Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas sehen den Jugendlichen als Opfer eines Racheaktes. Er war nach der Beerdigung dreier jüdischer Schüler verschleppt worden, die im Westjordanland entführt und getötet worden waren.

Auseinandersetzungen in vielen Städten

Nach der Trauerfeier für den getöteten Palästinenser kam es am Freitag in Jerusalem zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der Polizei. In mehreren israelischen Städten wurden Medienberichten zufolge insgesamt 62 Palästinenser und 13 Polizisten verletzt, 20 Palästinenser wurden demnach festgenommen.

In der Stadt Kalansuwa nahe des Westjordanlandes stoppten wütende Araber den Verkehr, griffen jüdische Siedler an und setzten deren Autos in Brand, wie der Rundfunk meldete. Dort gingen die Proteste auch am Samstag sporadisch weiter, die Zufahrtsstraße zu der Stadt blieb abgesperrt, wie die Polizei mitteilte.

In Gaza fliegt die Luftwaffe Angriffe, Extremisten schießen Raketen

Nach mehreren Attacken in den vergangenen Tagen flog die israelische Luftwaffe auch am Samstag einen Angriff auf Chan Junis im Gazastreifen.

Mutmaßliche Islamisten beschossen aus dem Gazastreifen erneut israelisches Territorium. Eine Rakete und eine Mörsergranate seien im Süden des Landes eingeschlagen, ohne Schäden anzurichten, teilte das Militär mit. Bereits am Freitag hatten militante Palästinenser nach Militärangaben mindestens 18 Raketen auf den Süden Israels gefeuert.

Israelis und Palästinenser verhandeln angeblich über Waffenruhe

In den Medien kursierten Berichte über eine bevorstehende Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Die palästinensische Zeitung Al-Quds berichtete, Hamas und Israel hätten sich unter ägyptischer Vermittlung auf einen Stopp der Angriffe binnen 72 Stunden geeinigt. Hamas besteht demnach darauf, dass beide Seiten die Angriffe gleichzeitig einstellten.

Der israelische Fernsehsender Channel 10 meldete noch am Freitag, die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gebe Ägypten zusätzlich 24 Stunden Zeit zum Aushandeln der Waffenruhe.

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