Gewalt in Afghanistan:Taliban töten hochrangige Polizistin

Im Visier von Taliban und Drogenhändlern: Malalai Kakar, eine der bekanntesten Polizistinnen Afghanistans, ist erschossen worden.

Im Süden Afghanistans ist eine der ranghöchsten und bekanntesten Polizistinnen des Landes getötet worden. Wie ein Sprecher des Provinzgouverneurs mitteilte, wurde Oberstleutnant Malalai Kakar am Sonntagmorgen von zwei Attentätern auf Motorrädern in ihrem Auto in der Stadt Kandahar erschossen.

Gewalt in Afghanistan: Wenige Tage vor ihrer Ermordung: Malalai Kakar am 25. September in ihrem Büro in Kandahar

Wenige Tage vor ihrer Ermordung: Malalai Kakar am 25. September in ihrem Büro in Kandahar

(Foto: Foto: AFP)

Die Angreifer warteten demnach vor Kakars Haus auf sie und schlugen zu, als sie sich auf den Weg zu ihrer Arbeit machte. Ein Sohn der sechsfachen Mutter sei bei dem Anschlag verletzt worden. Die Taliban bekannten sich zu der Tat.

Im ganzen Land bekannt

Den Angaben zufolge hatte die landesweit bekannte Beamtin, die die Frauenabteilung der Provinzpolizei leitete, in der Vergangenheit mehrfach Todesdrohungen der Extremisten erhalten. Malalai war in den letzten Jahren für zahlreiche Hausdurchsuchungen verantwortlich, bei denen Waffen und Rauschgift beschlagnahmt wurden.

Nach dem Sturz der radikal-islamischen Taliban 2001, die Frauen die Arbeit unter freiem Himmel weitgehend verboten, hatte sie ihre Arbeit wieder aufgenommen. Kandahar gilt als Hochburg der Taliban. Aber auch Kriminelle wie Drogenschmuggler sowie gewaltsame Stammesrivalitäten bedrohen die Sicherheit in der Region.

Bundeswehr in Masar-i-Scharif beschossen

Unterdessen ist das Bundeswehr-Lager im bisher ruhigen Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans am Wochenende erstmals seit zwei Jahren beschossen worden. Bei dem Angriff mit Mörsergranaten oder Raketen sei niemand verletzt oder gefährdet worden, sagte ein Bundeswehrsprecher am Sonntag telefonisch aus Masar-i-Scharif.

Auch Sachschaden sei nicht entstanden. Eines der Geschosse sei am Samstag kurz hinter der Lagermauer auf einer geschotterten Freifläche im Camp eingeschlagen, zwei weitere Einschläge lägen außerhalb des Geländes. Wer für den Beschuss verantwortlich war, sei noch unklar. Die Soldaten suchten weiter nach Spuren.

Der Angriff zeige, dass die Bedrohung Masar-i-Scharif erreicht habe und auch die Soldaten dort ganz offensichtlich im Visier der Aufständischen seien, sagte der Bundeswehr-Sprecher. In der Vergangenheit sei das Lager erst einmal Ziel eines Angriffs gewesen, als im Sommer 2006 eine Rakete etwa zweieinhalb Kilometer vom Camp entfernt einschlug. Während es in der Region Kundus häufig Anschläge auf die Bundeswehr gibt, galt Masar-i-Scharif mit dem Hauptquartier der Bundeswehr in Afghanistan bisher als ruhig.

Mitte Oktober entscheidet der Bundestag über die Verlängerung des deutschen Afghanistan-Einsatzes und die Aufstockung des Kontingents um 1000 auf bis zu 4500 Soldaten. Im Vorfeld der jährlichen Mandatsentscheidungen nehmen die Angriffe auf die Bundeswehr regelmäßig zu, weil die radikal-islamischen Taliban und andere Aufständische so die öffentliche Meinung in Deutschland beeinflussen und einen Abzug der Bundeswehr erzwingen wollen.

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