Gesundheitssystem:Schummel-Vorwürfe gegen Krankenkassen

Der Chef der Techniker Krankenkasse erzählt von zweifelhaften Methoden der Versicherungen. Demnach erhalten Ärzte Prämien, um Patienten auf dem Papier kränker zu machen, als sie es sind. Das kostet Milliarden.

Krankenkassen schummeln nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung im großen Stil bei der Abrechnung von Leistungen. Der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, sagte der Zeitung: "Es ist ein Wettbewerb zwischen den Kassen darüber entstanden, wer es schafft, die Ärzte dazu zu bringen, für die Patienten möglichst viele Diagnosen zu dokumentieren." Dann gebe es Geld aus dem Risikostrukturausgleich.

"Die Kassen bezahlen zum Beispiel Prämien von zehn Euro je Fall für Ärzte, wenn sie den Patienten auf dem Papier kränker machen." Es gebe sogar Verträge mit Ärztevereinigungen, die schwerer wiegende Diagnosen zum Ziel hätten. Die Kassen ließen sich in dieser Richtung von Unternehmensberatern helfen. Besonders intensiv würden die regionalen Kassen diese Schummelei betreiben. "Sie bekommen 2016 voraussichtlich eine Milliarde Euro mehr als sie für die Versorgung ihrer Versicherten benötigen." Baas meine dabei die Kassen der AOK, so die FAZ. Aber auch seine Kasse könne sich dem nicht entziehen.

Für all das hätten die Kassen seit 2014 eine Milliarde Euro ausgeben, die für die Behandlung der Patienten fehle, sagte Baas. Ohne die Manipulationen könnte der Beitragssatz der TK 0,3 Prozentpunkte niedriger liegen. "Ich möchte, dass das System manipulationsresistent gemacht wird", sagte Baas zur Begründung, warum er die Schummeleien seiner und der anderen Kassen öffentlich macht.

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