Gesundheitsreform in den USA:Obama feiert sieben Millionen Versicherte

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"Armageddon ist ausgeblieben": US-Präsident Obama bei seiner Rede im Rosengarten des Weißen Hauses. (Foto: AFP)

Es ist das innenpolitische Prestigeprojekt Obamas: Mehr als 7,1 Millionen Amerikaner haben eine Krankenversicherung unter den Regeln seiner Gesundheitsreform beantragt. Grund zur Freude, findet der US-Präsident. Die Republikaner sehen das anders.

Wandel hatte Obama im Wahlkampf versprochen. Und eines seiner wichtigsten innenpolitischen Projekte war die Gesundheitsreform, eine leicht zugängliche Krankenversicherung für Millionen von Amerikanern. Nach dem schwierigen Start verkündete der US-Präsident nun im Rosengarten des Weißen Hauses bei strahlendem Sonnenschein den Erfolg seines Projekts. Der Ansturm auf die Krankenversicherung dürfte für ihn eine späte Genugtuung sein, das Weiße Haus verbreitete ein Foto eines erleichtert lächelnden Obamas. Auch über Twitter verkündete es "die großartige Nachricht".

Das Gesetz für eine obligatorische Krankenversicherung "tut, was es tun soll, es funktioniert", sagte Obama. Und weiter: "Armageddon ist ausgeblieben." Nach Regierungsangaben hatten bis zum Ablauf der Frist in der vorangegangenen Nacht etwa 7.041.000 Menschen eine Krankenversicherung beantragt. Ziel der Regierung waren sieben Millionen Einschreibungen.

Police auf den letzten Drücker

Allein am Montag, dem letzten Tag für einen Versicherungsabschluss, verzeichnete das Onlineportal healthcare.gov nach Angaben des Weißen Hauses mehr als drei Millionen Zugriffe. Bei den Callcentern seien noch einmal mehr als eine Million Anrufe von Menschen eingegangen, die sich auf den letzten Drücker eine Police sichern wollten. In den ersten Monaten war die Nachfrage nach seinem innenpolitischen Prestigeprojekt weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, nicht zuletzt weil technische Pannen den Start des Onlineportals im Herbst erschwert hatten. Am Dienstag räumte Obama erneut ein, dass die Reform zeitweise "umstritten und verwirrend" gewesen sei und mit Kritik an ihr nicht gespart wurde. So sehe jedoch "Wandel in der Demokratie" aus, und Wandel sei immer schwer.

Über Onlinebörsen konnten unversicherte US-Bürger seit dem 1. Oktober 2013 die Policen privater Anbieter vergleichen und Anträge ausfüllen. Außerdem erfuhren sie dort, ob sie Anspruch auf staatliche Hilfen haben. Als Frist für den Abschluss einer Krankenversicherung hatte Obamas Regierung den 31. März gesetzt, sonst drohte eine Strafzahlung. Das Weiße Haus weichte diesen Termin aber in der vergangenen Woche auf: Wer mit dem Ausfüllen des Antrags bis spätestens Montag begann, bekommt noch einen letzten Aufschub bis Mitte April. Die im Jahr 2010 verabschiedete Gesundheitsreform tritt in mehreren Etappen in Kraft. Das Maßnahmenbündel soll insgesamt mehr als 30 Millionen unversicherten Menschen in den USA Zugang zu einer Krankenversicherung verschaffen. Im Kern steht die Pflicht aller Bürger, sich bei einer Krankenkasse zu versichern. Die Republikaner prangern dies als Beschneidung bürgerlicher Freiheitsrechte an, außerdem befürchten sie eine Belastung der Wirtschaft durch Überregulierung.

Zentrales Thema bei Kongresswahlen

Wie viele Versicherungsnehmer am Ende auch tatsächlich die Beiträge überweisen, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Entscheidend für den Erfolg von Obamacare ist zudem, dass sich genügend junge Leute an dem System beteiligen, um die tendenziell höheren Kosten für ältere Versicherte auszugleichen. Der andauernde Streit um Obamacare zeichnet sich als ein zentrales Thema bei den Kongresswahlen im November ab. "Das Problem war nie nur die Website, es war das ganze Gesetz", sagte der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, John Boehner. Der republikanische Senator John Barrasso warf der Regierung vor, die Zahlen der Versicherungsabschlüsse zu fälschen. "Ich glaube, sie frisieren die Bücher", sagte er.

Linktipp: Warum Obamacare die Amerikaner spaltet, erklärt SZ.de-Autor Matthias Kolb in diesem Blogeintrag.

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