Gesundheitliche Probleme:Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck tritt zurück

Brandenburg Matthias Platzeck

Seine angegriffene Gesundheit zwang ihn immer wieder zu Pausen: Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck.

(Foto: Getty Images)

Der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck legt sein Amt Ende August nieder. Für 17 Uhr sind Landespartei und die SPD-Fraktion zu einer Sitzung zusammengerufen worden. Nachfolger soll Innenminister Dietmar Woidke werden.

Schon wieder ist es die Gesundheit, die nicht mitmacht: Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck wird nach SZ-Informationen sein Amt Ende August aufgeben. Zuvor hatten bereits der Tagesspiegel und die Berliner Morgenpost darüber berichtet. Auch das Amt des brandenburgischen SPD-Chefs will Platzeck demnach abgeben. Noch an diesem Montag will er seinen Rücktritt öffentlich erklären.

Landesvorstand und Landtagsfraktion der brandenburgischen SPD seien überraschend zu einer gemeinsamen Sitzung um 17 Uhr einberufen worden. Platzeck habe bereits in einer Telefonkonferenz mit allen SPD-Landesministern und dem Brandenburger SPD-Fraktionsvorstand gesprochen und seinen Schritt erläutert. Dabei hätten seine Parteifreunde Verständnis für den Schritt geäußert und ihre Unterstützung zugesichert.

Als Nachfolger für das Amt des Ministerpräsidenten und des SPD-Landeschefs will Platzeck den Berichten zufolge den bisherigen Innenminister Dietmar Woidke vorschlagen. Der 51-jährige Agrarwissenschaftler ist seit dem Jahr 2010 Innenminister, zuvor war er Fraktionschef der SPD im Landtag in Potsdam, von 2004 bis 2009 war er im Kabinett Platzeck Umweltminister.

Grund für Platzecks Rücktritt sind dem Vernehmen nach gesundheitliche Probleme. Sie hatten den 59-Jährigen in der Vergangenheit immer wieder zu Pausen gezwungen. 2005 und 2006 erlitt er kurz hintereinander zwei Hörstürze, außerdem einen Kreislauf- und Nervenzusammenbruch.

Wie der "Deichgraf" Karriere in der SPD machte

Erst Ende Juni hatte Platzeck einen leichten Schlaganfall erlitten und danach seine politische Zukunft von seiner vollständigen Genesung abhängig gemacht. An diesem Montag hatte er nach einem dreiwöchigen Urlaub seine Arbeit in der Staatskanzlei wiederaufgenommen. Sein Rücktritt hätte auch Bedeutung für den Berliner Großflughafen BER: Platzeck ist derzeit Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Platzecks politische Karriere begann Ende der achtziger Jahre in der DDR. Dort engagierte er sich in verschiedenen Umweltgruppen und gehörte in der Wendezeit zu den Vertretern am Runden Tisch. Bei der ersten freien Volkskammerwahl im März 1990 kandidierte er erfolgreich für die Grüne Partei der DDR. Noch im selben Jahr übernahm er in der von Manfred Stolpe (SPD) geführten Potsdamer Ampelkoalition das Amt des Umweltministers, das er acht Jahre lang ausübte. Hier profilierte sich der gelernte Ingenieur vor allem als Krisenmanager während des Oder-Hochwassers 1997, was ihm den Beinamen "Deichgraf" eintrug.

Zur SPD stieß Platzeck erst 1995 - und machte relativ schnell Karriere. 1998 wurde er in den Landesvorstand der Partei gewählt, ein Jahr später auch in den Bundesvorstand, im Jahr 2000 wurde er Landesvorsitzender. Auch war er von 1998 bis 2002 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam. Schließlich wurde er 2002 als Nachfolger Stolpes Ministerpräsident des Landes Brandenburg und stand bis 2009 an der Spitze einer großen Koalition mit der CDU. Seitdem regiert Platzeck gemeinsam mit der Linken. Dies brachte ihm vor allem wegen der Stasi-Vergangenheit etlicher Linke-Funktionsträger heftige Kritik ein. Dennoch ist Platzeck in Brandenburg wegen seiner unkomplizierten, direkten Art sehr populär.

2005/2006 war er für wenige Monate auch Bundesvorsitzender der SPD - doch schon damals zwang ihn seine angegriffene Gesundheit zum Rückzug.

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