Gesprächsnotizen veröffentlicht:Was in den Comey-Memos steht

Comey-Papiere

Kopien der Comey-Notizen.

(Foto: dpa)
  • Fast ein Jahr nach der Entlassung von James Comey als FBI-Chef sind Teile seiner persönlichen Notizen von Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump publik geworden.
  • Trump hat sich laut Comey nach seinem Amtsantritt im Januar 2017 wiederholt über die Ermittlungen zur Russland-Affäre beschwert.
  • Der US-Präsident hegte außerdem schon Anfang 2017 im Gespräch mit Comey ernste Zweifel am Urteilsvermögen seines damaligen Nationalen Sicherheitsberaters Michael Flynn, der später gefeuert wurde.

15 Seiten sind sie insgesamt lang, die von James Comey angefertigten und jetzt veröffentlichten Gesprächsnotizen. Inhaltlich bieten sie wenig Neues, sie geben aber neue Details preis über die letzten Gespräche, die Comey noch als FBI-Chef mit US-Präsident Donald Trump geführt hat.

Trump hatte Comey im Mai 2017 entlassen, als das FBI zu russischer Einmischung in die Präsidentschaftswahl 2016 ermittelte. Die teilweise geschwärzte Version der Papiere (hier der Link) wurde am Donnerstag (Ortszeit) von US-Medien veröffentlicht. Die Memos dokumentieren Treffen und Telefongespräche mit Trump während der ersten drei Monate der Amtszeit Trumps, die von Personalwechseln im Weißen Haus und ersten Enthüllungen über mögliche Verbindungen seines Wahlkampfteams nach Russland überschattet wurden.

Nach eigenen Angaben hatte Comey damals Memos von Gesprächen mit Trump angefertigt, um eines Tages nicht nur sich selbst, sondern auch das FBI schützen zu können. Die Dokumente gelten als mögliches Beweisstück in Nachforschungen von Sonderermittler Robert Mueller zu einer möglichen Einmischung Russlands in die Wahl 2016 und die Frage, ob der Präsident sich mit Comeys Entlassung der Behinderung der Justiz schuldig gemacht haben könnte.

Dazu twitterte Trump am Donnerstagabend, Comeys Notizen zeigten klar, dass es "keine Zusammenarbeit" mit Russland und "keine Behinderung" der Ermittlungen gegeben habe. Zudem habe Comey geheime Informationen durchsickern lassen. "Wird die Hexenjagd weiter gehen?"

Den Notizen zufolge hegte Trump allerdings schon Anfang 2017 im Gespräch mit Comey ernste Zweifel am Urteilsvermögen seines damaligen Nationalen Sicherheitsberaters Michael Flynn. Später wurde Flynn gefeuert, weil er die Regierung über seine Kontakte zu Russland belogen hatte. Trump habe damals in Bezug auf die Russland-Ermittlungen gesagt, er versuche für die USA zu arbeiten, und "jede Wolke, sogar eine kleine Wolke, steht dem im Weg".

In den Notizen wird ein Abendessen im Weißen Haus beschrieben, bei dem der Präsident unbedingte Loyalität von Comey eingefordert haben soll. Zudem ist in den Memos von einem Treffen im Oval Office die Rede, bei dem der Präsident ihn zu einer Einstellung der Ermittlungen gegen Flynn gedrängt haben soll. Den Aufzeichnungen zufolge fühlte sich Comey unwohl angesichts des von Trump auf ihn ausgeübten Drucks, die Flynn-Untersuchung zu beenden.

"Da gab es keine Prosituierten"

In den Papieren geht es außerdem um ein umstrittenes Dossier eines britischen Ex-Spions, wonach Russland möglicherweise kompromittierendes Material über Trump besitzt. Darin ist - bislang völlig unbewiesen - von angeblichen Sexabenteuern Trumps mit Prostituierten in Moskau die Rede.

Den Notizen zufolge habe Trump gesagt, er fände es unangenehm, dass seine Frau Melania denken könne, er habe sich 2013 in Moskau mit Prostituierten vergnügt. Er distanzierte sich zwar vehement von den Vorwürfen, Comey zitiert Trump mit den Worten: "Da gab es keine Prosituierten, da gab es niemals Prosituierte." Doch erklärte Trump gegenüber Comey auch, dass Kremlchef Wladimir Putin ihm gesagt habe, dass es in Russland "einige der schönsten Huren der Welt" gebe. Wann der russische Präsident diese Bemerkung gemacht haben soll, sagte Trump Comey nicht.

Comey veröffentlichte diese Woche sein Buch "A Higher Loyalty: Truth, Lies and Leadership" (deutscher Titel: "Größer als das Amt: Auf der Suche nach der Wahrheit - der Ex-FBI-Direktor klagt an"). Darin schildert er den Präsidenten als Mann ohne moralischen Kompass, als notorischen Lügner, der das Land im Stil eines Mafiabosses führt.

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