Gespräche in "intensiver Phase":Neue Hoffnung auf Frieden in Nordirland

Sinn-Fein-Politiker Adams spricht erstmals mit Polizeichef Orde über "Entmilitarisierung" katholischer Wohngebiete.

Der britische Premierminister Tony Blair hat sich am Montag zurückhaltend über einen möglichen Durchbruch bei den Verhandlungen über einen dauerhaften Nordirland-Frieden geäußert.

Gespräche in "intensiver Phase": Sitzt endlich mit Adams zusammen am Tisch: Der nordirische Polizeichef Hugh Orde.

Sitzt endlich mit Adams zusammen am Tisch: Der nordirische Polizeichef Hugh Orde.

(Foto: Foto: Reuters)

Die Gespräche seien in einer "intensiven Phase", sagte Blair in London. Zuvor war er in seinem Amtssitz in der Downing Street Gastgeber eines Treffens gewesen, bei dem es zu einer als "historisch" gewerteten Begegnung zwischen dem Sinn-Fein-Politiker Gerry Adams und dem nordirischen Polizeichef Hugh Orde kam.

Blair: Die nächsten Tage bringen Klarheit

"Ich habe schon fast Angst, in Bezug auf Nordirland Hoffnungen zu wecken", sagte Blair unter Hinweis auf das häufige Auf und Ab in dem langwierigen Friedensprozess. Die nächsten Tage würden Klarheit bringen.

In jüngster Zeit waren die Aussichten gestiegen, dass die Verhandlungen zwischen der republikanischen Partei Sinn Fein und den pro-britischen Protestanten von Pfarrer Ian Paisley über ein von den Regierungen in London und Dublin vorgelegtes Friedenspaket vor einem erfolgreichen Abschluss stehen könnten.

Adams, dessen IRA-nahe Partei inzwischen in Nordirland zur größten pro-irischen Kraft geworden ist, hatte bisher ein Treffen mit dem Chef der protestantisch dominierten Polizei strikt abgelehnt. Bei der Begegnung in der Downing Street habe er Orde aufgefordert, die "Entmilitarisierung" der republikanischen Wohngebiete in Nordirland voranzutreiben, sagte Adams anschließend.

Auch der Abbau von Kontrollen an der Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland habe eine Rolle gespielt. Gespräche in Belfast und London über eine Rückkehr zur Selbstverwaltung Nordirlands waren im Streit über eine Beteiligung von Adams' Sinn Fein an der Regierung ins Stocken geraten.

Druck auf DUP

Irland und Großbritannien drängen Paisleys unionistische Partei DUP, eine Regierungsbeteiligung von Sinn Fein zuzulassen, die als politischer Verbündeter der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) gilt.

Paisleys DUP lehnt jedes politische Arrangement mit Sinn Fein ab, solange die IRA nicht alle ihre Waffen abgibt. Da die beiden extremen Parteien der Protestanten und der Katholiken aber die meisten Mandate im Belfaster Regionalparlament gewonnen haben, ist eine Neuauflage der nordirischen Selbstverwaltung ohne sie nicht möglich.

Gemäß dem Nordirland-Abkommen von 1998 soll eine aus britischen Unionisten und irischen Nationalisten gebildete Regierung weitgehend autonom die Geschicke der britischen Provinz lenken. Das so genannte Karfreitagsabkommen gilt als Meilenstein auf dem Weg zur Befriedung der Region, in der binnen drei Jahrzehnten politisch motivierter Gewalt mehr als 3600 Menschen getötet wurden.

Großbritannien hat die Selbstverwaltung jedoch seit Oktober 2002 ausgesetzt, nachdem das unionistische Lager der IRA Spionage vorgeworfen und es Streit um die Entwaffnung der Extremisten-Gruppe gegeben hatte.

US-Präsident George W. Bush hatte am Sonntag mit Adams telefoniert und seine Unterstützung für die Friedensbemühungen von Blair und dem irischen Ministerpräsidenten Bertie Ahern bekundet. Bereits am Freitag hatte Bush Paisley telefonisch zur Kooperation im Nordirland-Konflikt aufgefordert.

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