Gerichtsverfahren gegen Beate Zschäpe:Deutsche Muslime fordern Platz beim NSU-Prozess

Die Debatte um die Vergabe der Plätze im NSU-Prozess reißt nicht ab. Auch der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland verlangt nun einen festen Sitzplatz im Verhandlungssaal. Verbandssprecher Mazyek spricht von einer "Selbstverständlichkeit".

Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland (KRM) verlangt vor Beginn des Münchner NSU-Prozesses einen festen Sitzplatz im Verhandlungssaal. "Es wäre eine Selbstverständlichkeit, dass auch der KRM einen Platz erhält", sagte KRM-Sprecher Aiman Mazyek der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Bisher habe das Gericht bei einer entsprechenden Anfrage den Eindruck erweckt, "dass wir für einen Platz um drei Uhr morgens vor dem Gebäude campen müssten", kritisierte Mazyek. Um dem Eindruck entgegenzuwirken, dass das Gericht etwas zu verbergen habe, sei zudem die Anwesenheit von türkischen Medienvertretern und dem türkischen Botschafter sinnvoll.

Der KRM ist der Spitzenverband der vier größten islamischen Organisationen in Deutschland. Zu ihm gehört auch der Zentralrat der Muslime, dessen Vorsitzender Mazyek ebenfalls ist.

KRM-Sprecher Mazyek gab sich zuversichtlich, dass Verfassungsbeschwerden wegen der Platzvergabe in dem Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der Terrorzelle NSU Erfolg haben. "Ich sehe für die Klagen in Karlsruhe große Chancen. Ich erhoffe mir vom Verfassungsgericht auch Impulse für eine Video-Übertragung, die ich für rechtlich möglich halte."

Türkische Medienvertreter hatten sich darüber empört, dass sie keine reservierten Plätze im Prozess erhalten sollen. Die türkische Zeitung Sabah beschloss daraufhin, vorm Bundesverfassungsgericht gegen die Platzvergabe im NSU-Prozess zu klagen. Karlsruhe möchte möglichst vor Beginn des Strafverfahrens gegen Beate Zschäpe über den Eilantrag entscheiden. Auch deutsche Journalisten haben mit einer Verfassungsbeschwerde gegen das Münchner Akkreditierungsverfahren gedroht.

Der Prozess um die Morde der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund an neun Männern türkischer und griechischer Herkunft sowie einer Polizistin wird am 17. April vor dem Oberlandesgericht (OLG) München eröffnet.

© AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: