Gerhart Baum zählt zum Bürgerrechtsflügel der FDP. Von 1972 bis 1978 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, danach von 1978 bis 1982 Bundesminister des Innern.
"Hans-Dietrich Genscher und ich haben seit Jahrzehnten ein außerordentlich vertrauensvolles Verhältnis zueinander - es ist das zweier gleichgestimmter Liberaler, das auch die Krise von 1982 überstanden hat, als die sozialliberale Koalition zerbrach.
Im Gegensatz zu Genscher und der Mehrheit der FDP-Fraktion haben Frau Hamm-Brücher und ich im Bundestag begründet, warum eine Minderheit dem Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt nicht zustimmen konnte.
Durch den Weggang vieler Gleichgesinnter erhielt der Wirtschaftsflügel der FDP eine dominierende Position. Das war nicht im Sinne Genschers. Er hat uns auch danach auf unseren Politikfeldern unterstützt: Bürgerrechte, Menschenrechte, Umweltschutz. Er hielt sie für unverzichtbar.
"Er war auch der Umweltminister der Republik"
Bis heute tauschen wir uns intensiv aus. Im Vordergrund steht die Sorge um unsere existenzgefährdete Partei. Und wir sind uns einig, dass die FDP, will sie diese Krise meistern, ihr politisches Spektrum wieder öffnen muss. Sie hat sich viel zu lange vor allem von ökonomischem Effizienzdenken leiten lassen. Das war nie Genschers Sache.
Hohe Anerkennung verdient er in seinem Bemühen, die FDP auf Europa-Kurs zu halten. 'Mehr und nicht weniger Europa' - das ist seine Position, die in der FDP nicht unumstritten ist.
Hans-Dietrich Genschers Leistungen als Außenministers sind unumstritten. Weniger bekannt ist: er war der erste Umweltminister der Republik, der alle Grundlagen zum modernen Umweltschutz geschaffen hat. Über 16 Jahre waren Liberale als Innenminister auch Umweltminister.
Als Innenminister hat Genscher u.a. auch die deutschen Sicherheitsbehörden grundlegend reformiert. Erst dadurch wurden sie in die Lage versetzt, den Kampf gegen den RAF- Terrorismus und Kriminalität erfolgreich zu führen."
