Geplanter Gipfel:Kim hat die Manege gebaut - Trump lässt sich hineinführen

Kim Jong Un. Donald Trump

Ein Fernsehbildschirm in Südkorea zeigt Donald Trump und Kim Jong-un.

(Foto: AP)

Ein US-Präsident trifft nicht einfach mal einen nordkoreanischen Diktator. Doch Donald Trump folgt seiner Kindergartenlogik - und sagt einem Treffen mit Kim Jong-un zu, das ihm selbst gefährlich werden kann.

Kommentar von Stefan Kornelius

Es ist das größte Ärgernis mit Donald Trump, dass er die Welt in seine Kindergartenlogik zwingt. Gespräche mit Nordkorea? Kann man nichts dagegen haben. Ungleichheit beim Handel? Lässt sich mit Strafen abstellen. Iran als aggressiver Übeltäter? Wird mit Vertragsbruch beim Nukleardeal heimgezahlt. Migration? Mauer. Diese stets gleiche Abfolge von Reiz und Reaktion, Impuls und Überraschung bestimmt die Amtsführung eines Präsidenten, den man vor Kurzem noch als "mächtigsten Mann der Welt" charakterisierte. Heute muss man sagen: Es handelt sich um den unberechenbarsten Mann der Welt, und darin liegt die eigentliche Gefahr.

Im Prinzip kann niemand Einwände gegen Abrüstungsgespräche mit Nordkorea haben. Aber es geht nicht darum, ob, sondern wie man mit Nordkorea sprechen sollte. Gesprächsversuche gab es zuhauf über Jahrzehnte hinweg. Klug war die Idee, diese Verhandlungen in einer Gruppe zu führen, weil hier nicht das Ego zweier Supermänner mit höheren Absätzen und extralangen Krawatten gepflegt wird. Hier geht es um Nuklearwaffen, die größte sicherheitspolitische Bedrohung dieser Zeit, um ein entsetzliches Unrechtsregime, Hungertote, moralische und politische Überlegenheit.

Ein US-Präsident trifft nicht einfach mal einen nordkoreanischen Diktator, weil sich die Gelegenheit bietet. Solch ein Treffen steht, wenn überhaupt, am Ende eines langen und mit aller Vorsicht geführten Prozesses. Die Gespräche zum Stopp des iranischen Nuklearprogramms zogen sich über mehr als ein Jahrzehnt hin. Ein Abkommen zur Denuklearisierung, zum Anreicherungsstopp und zur Überwachung eines nordkoreanischen Abrüstungsprozesses lässt sich mit einem unberechenbaren Regime nicht in vier Wochen ausbuchstabieren. Ein Treffen mit dem US-Präsidenten aber muss und kann nur der Schlusspunkt eines Verhandlungsprozesses sein, die symbolische Honorierung eines ernsthaften Verständigungs- und Versöhnungsversuchs.

Durch seine übereilte Zusage verschafft Trump dem Diktator einen Triumph

Nordkoreas Ziel war es immer, direkt, auf Augenhöhe und ausschließlich mit den USA zu verhandeln. Washington war stets klug beraten, diesen Einbindungsversuch abzuwehren und China, Südkorea, Russland und Japan mit ins Boot zu nehmen. Welche Sicherheit hat Trump nun, dass er nicht düpiert wird in Gesprächen? Welche Aufwertung verschafft er einem Regime, für das bereits ein Handschlag mit Trump ein unbezahlbarer Triumph ist? Was soll der Kern eines Deals sein? Kann Kim überhaupt eine Gegenleistung für den Abbau seines Nukleararsenals verlangen außer der Aufhebung von Sanktionen? Allein die Zusage eines Treffens verschafft Nordkorea eine Legitimation, die es in den vergangenen Jahren nicht einmal von China erhalten hat.

Trump ist gefährlich, weil ein Treffen mit ihm unkalkulierbar bleibt. Der Präsident tut den letzten Schritt vor dem ersten - nicht ausgeschlossen, dass er stolpert und sich zur Lachnummer der ganzen Welt macht. Kim Jong-un hat die Manege gebaut - Trump lässt sich hineinführen. Selten war Amerikas Macht- und Autoritätsverfall so klar zu erkennen wie an jenem Tag, als Trump seinem impulsiven, kindlichen Gemüt folgte und seinem Land ein kaum zu lösendes diplomatisches Problem bescherte. Die Zirkusvorstellung hat gerade erst begonnen.

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