Geheimdienste und Flugsicherheit:Nutzlose Listen

US-Grenzbeamte haben offenbar von den extremistischen Verbindungen des verhinderten Attentäters erfahren, als dieser bereits auf dem Weg nach Detroit war - konnten und wollten ihn aber erst nach der Landung befragen.

Es war eine Strafpredigt, die der US-Präsident den Sicherheitsbehörden hielt. Der Attentatsversuch des Nigerianers Umar Farouk Abdulmutallab auf dem Flug von Amsterdam nach Detroit hätte verhindert werden müssen, das machte Barack Obama beim Sicherheitsgipfel im Weißen Haus unmissverständlich klar.

Detroit, Terrorismus, AP

Der Northwest-Airlines-Flug 253 nach der Landung: Das Attentat wurde verhindert - doch Fragen bleiben.

(Foto: Foto: AP)

"Wenn ein mutmaßlicher Terrorist an Weihnachten mit Sprengstoff ein Flugzeug besteigen kann, dann hat das System auf höchst desaströse Weise versagt", sagte Obama. Die Geheimdienste hätten klare Warnsignale missachtet.

Neue Enthüllungen der Los Angeles Times belegen nun, dass das die Flugsicherheit nicht nur ein Problem der Geheimdienste ist.

US-Grenzbeamten erfuhren nach Informationen der Zeitung von den Terrorverbindungen des verhinderten Flugzeugattentäters, als dieser an Bord der Maschine saß. "Die Beamten in Detroit waren darauf vorbereitet, ihn genau zu kontrollieren", sagte ein Sicherheitsbeamter der Zeitung. Die Sicherheitsbeamten seien anhand der vorliegenden Daten auf den Nigerianer aufmerksam geworden.

Hätten die Beamten die Informationen früher ausgewertet, hätte der 23-Jährige am Amsterdamer Flughafen genauer durchsucht, befragt und am Abflug gehindert werden können. Dass dies aber auch passiert wäre, ist alles andere als sicher.

Der Name des Nigerianers befand sich auf einer Liste mit etwa einer halben Million weiterer Personen, die von den Geheimdiensten als Extremisten, aber nicht als Bedrohung eingestuft wurden.

Deshalb wäre Abdulmutallab auch dann unbehelligt an Bord des Northwest-Airlines-Flug 253 gelangt, wenn die Informationen rechtzeitig ausgewertet worden wären, zitiert die LA Times einen Regierungsbeamten.

Präsident Obama will noch am Donnerstag einen Bericht vorstellen, in dem genau dargelegt sein soll, welche Warnhinweise die Geheimdienste versäumt hätten. Sein Sicherheitsberater James Jones warnte bereits, dass die Erkenntnisse ein Schock für die Bevölkerung sein könnten.

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