Geheimdienste im Überblick:Der mächtige graue Staat der USA

Was macht der Geheimdienstdirektor? Wer steuert die Satelliten? Das Netzwerk der US-Geheimdienste ist groß. Ein Überblick.

Von Oliver Hollenstein

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U.S. Director of National Intelligence Clapper arrives to testify at a House Intelligence Committee hearing in Washington

Quelle: REUTERS

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Was macht der Geheimdienstdirektor? Wer steuert die Satelliten? Das Netzwerk der US-Geheimdienste ist groß. Süddeutsche.de stellt sie vor.

Als Lehre aus den Anschlägen vom 11. September 2001 haben die USA 2004 in einer großen Geheimdienstreform den Posten des Director National Intelligence (Direktor der Nachrichtendienste) geschaffen. Aktuell ist das James Clapper (Foto).

Vor der Reform war der CIA-Chef der oberste US-Agent, dann sollte der DNI mit einer eigenen Behörde, dem Office of Director National Intelligence (ODNI), die anderen Geheimdienste beaufsichtigen und koordinieren. Zudem ist der DNI der oberste Geheimdienstberater des Präsidenten und zuständig für dessen tägliches Sicherheitsbriefing.

Laut geheimen Papieren aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden, dem sogenannten Black Budget, verfügt das ODNI über ein Budget von 1,7 Milliarden Dollar. Das ist fast dreieinhalb Mal so viel wie bei der Errichtung der Behörde im Jahr 2004. Innerhalb des DNI gibt es verschiedene Abteilungen, die sich um die Koordination der Dienste kümmern: So werden etwa die Terrorismusbekämpfungs-Aktivitäten der Geheimdienste in einem National Counterterrorism Center (NCTC) gesammelt; das National Intelligence Council (NIC) ist für die strategische Weiterentwicklung der Geheimdienste zuständig; auch die Spionageabwehr wird hier koordiniert.

Kritiker sagen, dass der DNI trotz seines umfangreichen Budgets keine Übersicht über die Tätigkeiten der einzelnen Geheimdienste hat - und es dadurch viele doppelte Tätigkeiten gebe.

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Quelle: SZ

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Die CIA ist der Auslandsgeheimdienst der USA und vor allem für HUMINT, also Human Intelligence zuständig, das Abschöpfen menschlicher Quellen. Sie ist der größte Geheimdienst der USA - eine der Überraschungen des durch Edward Snowden enthüllten geheimen Budgets. Viele Experten hatten vorher die NSA für größer gehalten. Das Budget liegt bei etwa 14,7 Milliarden Dollar, umfasst also gut ein Viertel des gesamten zivilen Geheimdienstbudgets. Insgesamt arbeiten 21.575 Mitarbeiter bei der CIA.

Seit der Geheimdienstreform im Jahr 2004 ist das Budget der CIA um 56 Prozent gewachsen. Das wundert, weil der Ruf der Agentur in den vergangenen Jahren stark gelitten hatte. So war die CIA 2003 für die angeblichen Beweise der Massenvernichtungswaffen im Irak verantwortlich, mit denen die USA ihren Einmarsch in dem Land rechtfertigten. Sie stellten sich als falsch heraus. Später sollen CIA-Mitarbeiter Gefangene im Gefängnis Abu Ghraib misshandelt haben.

Die CIA ist zudem für viele verdeckte Operationen der USA zuständig. Die Washington Post schreibt, der Geheimdienst habe sich von einem Spionageservice im Kalten Krieg zu einer paramilitärischen Einheit entwickelt. Die Hälfte der 4,9 Milliarden Dollar, die im geheimen Budget für "overseas contingency operations" eingeplant sind, läuft über die CIA. Experten vermuten, dass dazu auch verdeckte Operationen gehören: etwa Drohnenangriffe in Pakistan und im Jemen, Sabotage am iranischen Atomprogramm oder Zahlungen an afrikanische Milizen.

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Quelle: SZ

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Die NSA ist für das Überwachen, Entschlüsseln und Auswerten elektronischer Kommunikation außerhalb der Vereinigten Staaten zuständig. Sie führt also Signal Intelligence (SIGINT) durch, Fernmeldeaufklärung. Das heißt: Sie hört Telefongespräche ab, verfolgt SMS und E-Mails oder wertet Facebook-Profile aus. Mit einem Budget von 10,8 Milliarden Dollar ist die NSA der zweitgrößte Geheimdienst der USA. Seit 2004 ist sie um 53 Prozent gewachsen.

Wie weit die NSA in die Privatsphäre der Bürger eindringt, haben die Enthüllungen des Whistleblowers und ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden gezeigt: Über das PRISM-Programm haben die Spione Zugriff auf Bilder, Videos und Nachrichten der Nutzer der US-Firmen Apple, Microsoft, Facebook, Google und Skype. Bekannt wurde zudem, dass die NSA dank dem Tempora-Programm des britischen Geheimdienstes GCHQ Zugriff auf einen Großteil der weltweiten Internetkommunikation hat, der über die von den Briten angezapften Unterwasserkabel laufen. Über das Programm XKeyscore hat die NSA zudem offenbar Zugang zu ziemlich allen Internetaktivitäten. Über das Programm Bullrun kann sie sogar verschlüsselte Daten mitlesen.

Größtes Problem der NSA sind derzeit noch die Speicherkapazitäten. In Utah baut die NSA daher ein riesiges Datenzentrum, das Intelligence Community Comprehensive National Cybersecurity Initiative Data Center. Kritiker befürchten, dass damit die gesamte Internetkommunikation gespeichert und im Nachhinein abrufbar gemacht werden könnte.

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Quelle: SZ

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Das NRO (National Reconaissance Office) ist für das militärische Satellitenprogramm der USA verantwortlich. Mit 10,3 Milliarden Dollar hat das - frei übersetzt - Nationale Aufklärungsamt den drittgrößten Etat der US-Geheimdienste. Das NRO wurde 1961 als Antwort auf die sowjetischen Sputnik-Raketen gegründet. Bis 1992 war die Existenz des Programms geheim, sein Budget im Verteidigungshaushalt versteckt. Das Motto der Organisation ist: "Vigilance from Above", Wachsamkeit von oben. Ihr Ziele sind eigenen Angaben zufolge das Beobachten von Entwicklungsversuchen für Massenvernichtungswaffen, das Tracking von Terroristen, Drogendealern und Kriminellen Organisationen, die Unterstützung von Militärschlägen oder humanistischen Operationen, aber auch das Schätzen von Auswirkungen von Naturkatastrophen.

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Quelle: AFP

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Das FBI ist die amerikanische Bundespolizei mit nachrichtendienstlichen Befugnissen. Es ist damit für Verbrechen zuständig, die sich auf amerikanischem Boden ereignen. Zu den wichtigsten Prioritäten der Behörde gehört die Terrorismusbekämpfung sowie Gegenspionage und der Kampf gegen Cyberattacken. Aber auch Ermittlungen gegen Waffenschmuggler, Wirtschaftsverbrecher und kriminelle Netzwerke führt das FBI durch.

Das FBI gehört nicht zum zivilen Geheimdienstprogramm, sondern hat ein eigenes Budget. 2013 beträgt es 8,2 Milliarden Dollar, 78 Prozent mehr als 2004. Das FBI hat etwa 35.900 Mitarbeiter, davon 13.800 Special Agents. Neben den Beamten in Amerika hat das FBI in 60 Botschaften weltweit eigene Büros.

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Quelle: SZ

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Die National Geospatial-Intelligence Agency (NGA) beliefert die US-Geheimdienste und das Verteidigungsministerium mit Karten, Satellitenbildern, Koordinaten. Sie ist für die Geospacial Intelligence (GEOINT) zuständig, also raumbezogene Aufklärung. Nach eigenen Angaben hat die Organisation 14.500 Mitarbeiter. Laut dem Black Budget verfügt sie 2013 über einen Jahresetat von 4,9 Milliarden Dollar - mehr als doppelt so viel wie 2004.

Ein Soldat vor einer sogenannten "Shadow"-Drohne in der US-Basis in Vilseck-Grafenwöhr

Quelle: Michaela Rehle/Reuters

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Die Defense Intelligence Agency (DIA) koordiniert die Geheimdienstarbeit des US-Militärs. Sowohl Army, Navy, Air Force und Marine Corps haben eigene Geheimdienste. Im Black Budget verfügt die DIA mit 4,4 Milliarden Dollar über einen relativ kleinen Haushalt, der seit 2004 auch nur um drei Prozent gewachsen ist. In den Zahlen ist allerdings nur das Zivile Geheimdienstprogramm NIP enthalten. Weitere 19,2 Milliarden Dollar geben die Vereinigten Staaten 2013 für militärische Spionage aus. Die DIA hat nach eigenen Angaben 16500 Mitarbeiter, von denen die Hälfte im Ausland arbeitet.

© SZ.de/bbr
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