Brüchige Waffenruhe in Syrien:"Weniger Opfer als üblich"

Nur wenige Stunden schwiegen die Waffen, dann fielen wieder Schüsse: Die Waffenruhe zwischen syrischen Regierungstruppen und Rebellen ist schon am ersten Tag brüchig. Angaben der syrischen Opposition zufolge liefern sich Rebellen und Regierungstruppen in vielen Landesteilen Gefechte. Insgesamt sei die Lage aber ruhiger als üblich.

Die vereinbarte Waffenruhe in Syrien ist nach Angaben von Aktivisten brüchig. In mehreren Landesteilen habe es trotz der vereinbarten Waffenruhe am Freitag Kämpfe gegeben, teilte die den Rebellen nahe stehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. "Der Waffenstillstand ist in mehreren Regionen in die Brüche gegangen", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Allerdings habe es "weniger Gewalt und weniger Opfer als üblich" gegeben.

In der Rebellen-Hochburg Harasta nahe Damaskus und in Erbin im Großraum der Hauptstadt starben demnach bei Gefechten durch Granatbeschuss und Schüsse von Heckenschützen der Regierungstruppen drei Menschen. In einem von Rebellen kontrollierten Viertel von Homs gab es ein weiteres Todesopfer.

Zuvor hatte die oppositionelle Beobachtungsstelle berichtet, Rebellen versuchten, den strategisch wichtigen Militärstützpunkt Wadi al-Deif zu stürmen. Dies sei am Morgen die "erste Verletzung der Waffenruhe" gewesen. Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad hätten zudem ein Dorf in der Nähe mit Artillerie beschossen. Die Angaben der Beobachtungsstelle können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Bereits am Freitagmorgen war es zu schweren Gefechten zwischen Regierungstruppen und Rebellen gekommen. Sicherheitskräfte sollen in der Provinz Deraa das Feuer eröffnet und drei Demonstranten durch Schüsse verletzt haben, teilte die Beobachtungsstelle mit. Die Sicherheitskräfte hätten eine Demonstration auflösen wollen. Die Proteste in mehreren Städten der südlichen Provinz hätten nach den Morgengebeten begonnen. Die Menschen seien durch Schüsse getroffen worden, als sie die Moschee verlassen hätten.

Feiertage sollten friedlich bleiben

Die Waffenruhe nutzend gingen Regierungsgegner landesweit auf die Straße. Aktivisten berichteten von Kundgebungen in Raka im Nordosten und in der südlichen Provinz Deraa. Demonstriert wurde außerdem in Damaskus, in der Wirtschaftsmetropole Aleppo, in der östlichen Stadt Deir Essor und der nordwestlichen Provinz Idlib, wo der Staatschef Baschar al-Assad als "Feigling, Verräter und Zerstörer Syriens" angeprangert wurde. Das syrische Staatsfernsehen zeigte Assad beim Gebet in einer Moschee der Hauptstadt.

Ursprünglich hatten beide Seiten auf Initiative des UN-Sondergesandten Lakhdar Brahimi vereinbart, während des beginnenden viertägigen Opferfestes die Kämpfe einzustellen. Zwar hatte die syrische Regierung die Einigung akzeptiert, zugleich aber gesagt, sie würde Angriffe der Rebellen nicht unbeantwortet lassen. Aufseiten der Regimegegner wollten sich denn auch nicht alle Gruppen an die Waffenruhe halten.

Wenige Stunden vor Eintreten der Waffenruhe gab es schon in der Nacht auf Freitag in den Provinzen Homs, Deir el Sur sowie der Stadt Aleppo Kämpfe. Dabei sollen mindestens vier Rebellen getötet und sechs Soldaten verwundet worden sein.

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