Gefängnisse:Drogen überall

Der Staat sollte Häftlinge mit sterilen Spritzen versorgen.

Von Kristiana Ludwig

Es ist ein offenes Geheimnis: Im Gefängnis an Drogen zu geraten ist oft leichter als in Freiheit. Der Schmuggel ist allgegenwärtig. Abhängige drinnen und draußen unterscheiden sich allerdings in ihrer gesundheitlichen Versorgung. Draußen verteilen viele Städte kostenlose Spritzen, damit sich Drogenkonsumenten vor Infektionen wie Hepatitis oder HIV schützen. Doch im Gefängnis verschließen die Justizminister der Bundesländer die Augen. Von knapp 200 deutschen Haftanstalten versorgt nur eine einzige ihre Insassen mit sterilem Besteck. Auch deshalb sind diese Häuser ein Herd für Hepatitis C, wie eine Studie des Robert-Koch-Instituts zeigt.

Das Dilemma für die Landespolitiker ist offenkundig. In Gefängnissen saubere Drogenutensilien abzugeben käme dem Eingeständnis gleich, den illegalen Schmuggel nicht im Griff zu haben. Doch Abhängige deshalb sich selbst zu überlassen schadet der ganzen Gesellschaft. Die Weltgesundheitsorganisation will bis 2030 Hepatitis C besiegen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine bessere Behandlung der Gefangenen unumgänglich.

Wenn sich die Justizminister schon nicht zur Abgabe steriler Spritzen entschließen können, müssen sie den Häftlingen eben konsequent Hepatitis-Tests anbieten und ihnen die Medikamente bezahlen. Diese Präparate gehören zu den teuersten überhaupt. Sie werden die Bundesländer weit mehr kosten als Nadeln.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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