Gefälschtes Foto iranischer Raketen:Rohrkrepierer für Irans Propaganda

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Bilder spielen in modernen Konflikten eine immer größere Rolle - und zeigen Wirkung: Jüngstes Beispiel ist ein offensichtlich gefälschtes Foto von Raketentests in Iran, das es weit brachte.

Es war als Demonstration militärischer Macht gedacht, doch Irans Raketentest am vergangenen Mittwoch war allem Anschein nach nicht so erfolgreich, wie die Revolutionsgarden glauben machen wollten: Auf ihrer Internetseite Sepah News hatte die Elite-Einheit der Islamischen Republik ein Foto von dem Manöver veröffentlicht, das zeigt, wie vier Raketen simultan ihre Feuerschweife in den Himmel ziehen und die Wüstenlandschaft darunter in dichten Rauch und Staub hüllen (oben).

Falsche Tatsachen: Dieses Bild mit vier iranischen Langstreckenraketen wurde allem Anschein nach digital bearbeitet. (Foto: Foto: AFP)

Die Nachrichtenagentur Agence France-Presse verbreitete das Bild weiter, und zahlreiche internationale Zeitungen druckten es ab. Am Donnerstag zog die Agentur die Aufnahme zurück; sie sei "offenbar digital verändert worden".

Eine der vier Raketen sei vermutlich mit einem Bildbearbeitungsprogramm in das Foto hineinretuschiert worden, allem Anschein nach habe ein Geschoss nicht gezündet, so die Agentur weiter. Der Verdacht, die Revolutionsgarden hätten geschwindelt, erhärtete am Donnerstag die Agentur Associated Press, indem sie aus gleicher Quelle ein fast identisches Foto publizierte - auf dem die mobile Abschussrampe mitsamt der defekten Rakete zu erkennen ist (unten).

In der gefälschten Aufnahme wurde offenbar die zweite Rakete von links dupliziert und als dritte von links eingefügt. Die Rauchwolke dieser kopierten Rakete ähnelt verdächtig jener, die im Original unten zu sehen ist. Schon in der Vergangenheit war iranischen Staatsmedien vorgeworfen worden, sie manipulierten Bilder.

Mark Fitzpatrick vom Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) in London stellte auch Angaben Irans in Frage, wonach eine ebenfalls getestete Mittelstreckenrakete des Typs Schahab 3 mit einem Sprengkopf von einer Tonne 2000 Kilometer weit fliegen könne und somit Israel bedrohe.

Dies sei wenig wahrscheinlich, sagte der ehemalige Mitarbeiter des US-Außenministeriums. Die Reichweite der Rakete liege normalerweise bei 1300 Kilometern. Nur mit einem wesentlich leichteren Sprengkopf könnte sie möglicherweise 2000 Kilometer weit fliegen. "Es ist typisch für den Iran, beim Leistungsvermögen seiner Raketen und seines Atomprogramms zu übertreiben", sagte der Experte.

Ungeachtet der Fälschungsvorwürfe gaben die amtlichen Medien am Donnerstag bekannt, Iran habe erneut mehrere Raketen getestet. Es habe sich dabei um Boden-Boden-Raketen, Anti-Schiffs-Flugkörper und seegestützte Luftabwehrraketen gehandelt. Zuvor waren die Tests von Kurz- und Mittelstreckenraketen international verurteilt worden.

Die USA forderten die Führung in Teheran auf, die Raketenabschüsse zu beenden. Außenministerin Condoleezza Rice warnte Iran vor den Konsequenzen eines Angriffs auf die Verbündeten der USA. "Wir nehmen unsere Pflicht, unseren Bündnispartnern bei der Selbstverteidigung zu helfen, sehr, sehr ernst", sagte Rice.

Auch die deutsche Regierung forderte Iran auf, die Raketentests einzustellen. Die USA und andere Staaten werfen Iran vor, unter dem Deckmantel der Energieerzeugung nach Atomwaffen zu streben. Iran bestreitet das und hat mit Vergeltung für mögliche Angriffe auf seine Atomanlagen gedroht.

© Süddeutsche Zeitung vom 11.7.2008/AFP/Reuters/dgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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