Gazastreifen:Israel greift palästinensisches Innenministerium an

Israel hat seine Angriffe in der Nacht fortgesetzt. In Gaza feuerte die Luftwaffe Raketen auf das palästinensische Innenministerium ab. In Rafah starb ein Mitglied des Islamischen Dschihad beim Angriff eines Kampfhubschraubers. Nach Angaben Ägypten ist die Hamas zu Zugeständnissen bereit, "damit die Lage nicht eskaliert".

Israel hat seine Angriffe im Gazastreifen in der Nacht zum Freitag fortgesetzt. In der Stadt Gaza griff die israelische Luftwaffe das palästinensische Innenministerium an, wie Augenzeugen berichteten.

Demnach feuerte ein Flugzeug mehrere Raketen auf das Gebäude ab, in dem Hamas-Minister Said Siam seine Büros hat. Das Ministerium wurde schwer beschädigt und stand in Flammen

Zum Zeitpunkt des Angriffs habe sich niemand in dem Gebäude aufgehalten, hieß es.

Bei einem Luftangriff in Rafah im südlichen Gazastreifen wurde ein Mitglied des Islamischen Dschihad getötet. Der Mann habe sich mit weiteren Anhängern der radikalen Gruppierung in der Nähe des Flughafens aufgehalten, als ein Kampfhubschrauber sie unter Beschuss genommen habe, hieß es in Mediziner- und Sicherheitskreisen.

Ägypten um Freilassung der Geisel bemüht

Die radikalislamische Hamas ist nach den Worten des ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak unter Bedingungen bereit, den entführten israelischen Soldaten freizulassen.

Ägypten habe etliche Kontakte geknüpft, darunter auch zu ranghohen Mitgliedern der Hamas, die "positive Ergebnisse" erbracht hätten, sagte Mubarak in einem Interview mit der Zeitung El Ahram. Die Hamas sei zu Zugeständnissen bereit, "damit die Lage nicht eskaliert".

Israel habe diese Bedingungen aber "bislang nicht angenommen".

Er selbst habe alle nur möglichen Anstrengungen unternommen, "um eine Katastrophe zu verhindern, die die ganze Region verbrennen würde", sagte Mubarak. Er habe mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, Israels Regierungschef Ehud Olmert, dem syrischen Präsidenten Baschar el Assad und Frankreichs Staatschef Jacques Chirac gesprochen. "

Die israelische Führung hat versprochen, kein Blut unschuldiger palästinensischer Zivilisten fließen zu lassen", sagte der ägyptische Präsident.

Israel war am Mittwoch im Morgengrauen in den Gazastreifen eingerückt, nachdem radikale Palästinenser am Sonntag den israelischen Soldaten Gilad Schalit entführt hatten.

Am Donnerstag hatte die israelische Armee dann mehrere Minister der Hamas-Regierung und dutzende weitere palästinensische Funktionäre in ihre Gewalt gebracht, insgesamt ein Drittel des palästinensischen Kabinetts.

Angesichts der neuen Eskalation im Nahen Osten riefen die Vereinigten Staaten Israelis und Palästinenser zur Zurückhaltung auf.

Die US-Regierung hoffe, dass Israel sich in dem Bemühen um die Freilassung des entführten Soldaten Zurückhaltung auferlege und beide Seiten künftig ein größeres Gespür für Sicherheit an den Tag legten, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow.

International bestehe weitgehend Einigkeit darüber, dass die radikalislamische Hamas "sofort" den Soldaten freilassen und dem Terror entsagen müsse.

UN-Generalsekretär Kofi Annan äußerte sich besorgt über die Lage im Gazastreifen. Annan rief die Autonomiebehörde nach Angaben seines Sprechers auf, sich für die Freilassung des Soldaten einzusetzen und militärische Angriffe auf israelisches Territorium zu unterbinden.

Mit Blick auf die Festnahme der Hamas-Funktionäre sagte Annan, Israel solle sich mit Maßnahmen zurückhalten, die das Leben der palästinensischen Bevölkerung erschwerten.

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