Gaza-Streifen:Tote bei israelischem Angriff auf Flüchtlingslager

Die israelische Armee ist mit Panzern und Planierraupen ins Lager Chan Junis eingerückt. Bei anschließenden Gefechten mit bewaffneten Palästinensern starben zwei Menschen, 22 weitere wurden verletzt.

Das berichteten Bewohner des Lagers Chan Junis und palästinensische Ärzte am Dienstagmorgen.

Ein Kampfhubschrauber habe eine Rakete abgeschossen, nachdem militante Palästinenser zwei Geschosse auf israelische Panzer abgefeuert hätten, hieß es weiter. Bei den Toten handele es sich um ein Mitglied der militanten Organisation Hamas und einen 16-jährigen Zivilisten.

Die israelischen Truppen waren Augenzeugen zufolge in der Nacht mit Panzern und Planierraupen aus der jüdischen Siedlung Ganei Tal nach Chan Junis eingerückt.

Sie hätten dort mehrere Gebäude zerstört und Ackerland dem Erdboden gleich gemacht, hieß es. Fünf der Verletzten befanden sich nach Angaben von Ärzten in einem kritischen Zustand. Einige von ihnen hätten Gliedmaßen verloren.

Der Angriff erfolgte einen Tag, nachdem im Gazastreifen eine schwangere jüdische Siedlerin und ihre vier kleinen Töchter Opfer eines Anschlags palästinensischer Extremisten geworden waren.

Ein isrealischer Armeesprecher sagte, die inzwischen abgeschlossene Operation habe sich gegen Angriffe aus dem Flüchtlingslager gerichtet. Von dort aus seinen Raketen und Mörsergranaten auf jüdische Siedlungen und Stellungen der Armee abgefeuert worden.

Auch am Flüchtlingslager von Rafah nahe der ägyptischen Grenze gingen nach palästinensischen Angaben Panzer in Stellung. Die Armee sucht in dieser Gegend häufig nach Tunneln, durch die Waffen aus Ägypten in den Gazastreifen eingeschmuggelt werden.

Kein Angriff auf Arafat

Die Armee beendete nach eigenen Angaben auch eine nächtliche Aktion nahe des Hauptquartiers von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah im Westjordanland. Dabei seien "mehrere gesuchte Palästinenser" festgenommen worden.

Die Aktion hatte den Angaben zufolge nichts mit Arafats Hauptquartier zu tun; es habe keine Pläne gegeben, in den Amtssitz einzudringen. Arafats Berater Abu Rudeina hatte zuvor die Befürchtung geäußert, die Armee könne einen Angriff auf den Palästienserpräsidenten vorbereiten.

Vor rund anderthalb Wochen hatte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon mit indirekten Todesdrohungen gegen Arafat international Empörung ausgelöst.

Nach Protesten auch aus dem Weißen Haus sicherten Scharons Stellvertreter Ehud Olmert und andere Minister jedoch zu, dass Israel nichts gegen den Palästinenserpräsidenten unternehmen werde.

Der Chef der Autonomiebehörde befindet sich seit Dezember 2001 de facto in seinem von der israelischen Armee zum großen Teil zerstörten Amtssitz unter Hausarrest.

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