Bei erneuten Kämpfen zwischen rivalisierenden Palästinensergruppen sind in Gaza nach Angaben der Fatah mindestens vier Menschen getötet worden. Bewaffnete Männer der Hamas stürmten das Haus des Sicherheitschefs der Fatah und eröffneten das Feuer auf die Wachleute, wie ein Fatah-Sprecher sagte.
Dabei seien mindestens vier seiner Leibwächter getötet worden. Ein Teil des Hauses sei in Brand gesteckt worden. Frau und Tochter des Sicherheitschefs seien vorübergehend von den Hamas-Anhängern als Geiseln genommen worden, verlautete aus Sicherheitskreisen. Der Sicherheitschef selbst war nicht zu Hause.
Zuvor waren Granaten in der Nähe des Büros von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas explodiert, ohne dass Menschen zu Schaden kamen. Beim Innenministerium in Gaza wurden Granaten auf Hamas-Stellungen abgefeuert.
Damit dürfte erneut der Versuch gescheitert sein, die Kämpfe zwischen der Fatah und der rivalisierenden Hamas durch einen Waffenstillstand zu beenden. Die Feuerpause war von Hamas-Ministerpräsident Ismail Hanija verkündet worden. Die rivalisierenden Palästinensergruppierungen hatten im März eine Regierung der nationalen Einheit gebildet.
Am Dienstag kamen bei Gefechten zwischen der Hamas und der Fatah von Abbas mindestens 16 Menschen ums Leben. Die jüngsten Kämpfe, die am Freitag begannen, sind die schwersten seit der Bildung der Einheitsregierung aus Fatah und Hamas im März.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "zutieft besorgt" über die jüngsten innerpalästinensischen Ausschreitungen. Er werde dieses Thema mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas besprechen, kündigte Ban in New York an. Zugleich forderte er den Palästinenserpräsidenten auf, "die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Lage unter Kontrolle zu bringen".
Der verletzte Vermittler
Ein ägyptischer Vermittler ist in der Nacht zu Mittwoch in Gaza angeschossen und an der Hand verletzt worden. Wie aus palästinensischen Sicherheitskreisen verlautete, war der Ägypter mit je einem Vertreter der rivalisierenden Gruppen Hamas und Fatah in der Stadt unterwegs, um eine zuvor vereinbarte Feuerpause zu überwachen. Der ägyptische Unterhändler war an den Vermittlungsbemühungen zwischen den verfeindeten Kämpfern beteiligt. Auch nach Inkrafttreten des Gewaltverzichts waren Schüsse in der Stadt zu hören.
Israel wird nach Medienberichten trotz des massiven Raketenbeschusses seines Grenzgebiets aus dem Gazastreifen vorerst nicht militärisch reagieren. Wie die israelische Tageszeitung Haaretz unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, habe sich Verteidigungsminister Amir Perez bei einer Sitzung mit ranghohen Militärs in der Nacht zum Mittwoch zur Zurückhaltung entschlossen.
Am Dienstag hatten militante Aktivisten der radikal-islamischen Hamas mehr als 20 so genannte Kassam-Rakten auf israelisches Gebiet gefeuert. Dabei waren mindestens vier Israelis verletzt worden. 20 weitere erlitten Schocks.
Israel will sich aus Machtkampf heraushalten
Dem Bericht zufolge kamen israelische und palästinensische Sicherheitsexperten in der Bewertung überein, dass die Hamas mit den Angriffen auf Israel den innerpalästinensischen Konflikt eindämmen wolle, indem sie eine israelische Militäraktion provoziere und so die rivalisierende Fatah zum Kampf gegen einen gemeinsamen Feind zwinge.
"Wir wollen nicht am innerpalästinensischen Machtkampf teilnehmen", sagte Verteidigungsminister Amir Perez nach Angaben des israelischen Onlinedienstes ynet bei der Sitzung.