Gaza-Krieg:Israels langer Arm

Israelische Kampfjets sollen einen für die Palästinenser bestimmten Waffentransport im Sudan bombardiert haben - das Land ist 1200 Kilometer entfernt.

Thorsten Schmitz

Seit dem fehlgeschlagenen Libanon-Krieg vor zweieinhalb Jahren sind Israels Sicherheitskreise intensiv damit beschäftigt, das Abschreckungspotential wiederherzustellen. Angriffe auf Ziele im Libanon und in Syrien in den vergangenen Monaten sollten den Feind das Fürchten lehren. Darüber zu berichten, ist den Medien wegen Israels Militärzensur allerdings verboten. Wenn man sich im Verteidigungs- und Außenministerium umhört, stößt man auf Schweigen.

Gaza-Krieg: Sudans Flüchtlinge

Sudans Flüchtlinge

(Foto: Foto: AP)

Der US-Fernsehsender CBS meldete nun, israelische oder US-Kampfflugzeuge hätten im Januar im Sudan einen Konvoi angegriffen, der Waffen für militante Palästinenser im Gaza-Streifen transportierte. Bei dem Angriff sollen 39 Menschen aus dem Sudan, Eritrea und Äthiopien ums Leben gekommen und 17 Lkw zerstört worden sein. Alle israelischen Medien berichteten am Donnerstag über den angeblichen Militäreinsatz im 1200 Kilometer entfernten Sudan - allerdings auch nur unter Berufung auf CBS.

Die britische Nachrichtenagentur Reuters meldete am Donnerstag, zwei "hochrangige sudanesische Politiker" bestätigten den Einsatz der Kampfflugzeuge im Januar. Ihren Informationen zufolge läge aber kein Hinweis darauf vor, dass es sich bei den Kampfflugzeugen um israelische gehandelt hätte.

Die unabhängige ägyptische Tageszeitung Al Shorouk hatte am Dienstag unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet, dass die US-Armee den Konvoi der Waffenschmuggler angegriffen haben soll. Der Vorfall soll sich in einem Wüstenstreifen nahe der nordsudanesischen Stadt Port Sudan ereignet haben. Just zum selben Zeitpunkt führte die israelische Armee einen Krieg im Gaza-Streifen gegen die radikal-islamische Hamas - und diese wiederum ihren Raketenkrieg mit Waffen aus Iran.

Während des Gaza-Kriegs hatte Hamas Raketen eingesetzt, die zum Teil in der 50 Kilometer entfernten israelischen Wüstenstadt Beer Scheva eingeschlagen waren. Die aus Iran stammenden Waffen verfügen nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium über eine Reichweite von bis zu 70 Kilometern.

Wie im Actionthriller

Der Militärexperte Alex Fishman von der israelischen Tageszeitung Jediot Achronot schrieb am Donnerstag, dass die Raketen aus Iran auch Tel Aviv treffen könnten. Er verglich den Sudan-Einsatz mit einem "James-Bond-Film". Für eine Kooperation der US-Armee mit Israels Luftwaffe spricht das Abkommen gegen Waffenschmuggel, das Israels Außenministerin Tzipi Livni noch während des Gaza-Kriegs mit ihrer damaligen Amtskollegin Condoleezza Rice in Washington unterzeichnete. Darin verpflichten sich die USA, Israel bei der Eindämmung von Waffenschmuggel an die Hamas im Gaza-Streifen zu unterstützen.

Aus israelischen Militärkreisen hieß es am Donnerstag, Iran liefere die Waffen via Persischem Golf in den Sudan, von wo sie über Ägypten und die Sinai-Halbinsel in die Hände der Hamas gelangten, die Dutzende Tunnel für den Transport von Raketen und Waffen unterhalte.

Israel wird auch für einen Luftangriff auf Syrien vom 6. September 2007 verantwortlich gemacht, bei dem eine im Bau befindliche Atomanlage zerstört worden sein soll. Zudem soll Israel hinter dem Autobombenanschlag auf den Militärchef der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon, Imad Mughnija, stecken. Israel verhielt sich in allen Fällen wie üblich: Es kommentiert Angriffe auf fremdem Territorium nicht, dementiert aber auch nicht, weil schon ein Gerücht dazu beiträgt, Israels Abschreckungspotential zu stärken.

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