Gaza-Konflikt:Israel verhandelt über Waffenruhe

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Seit fast zwei Wochen kämpft Israel im Gaza-Streifen gegen die Hamas. Nun sollen in Ägypten Gespräche über einen Waffenstillstand beginnen.

Israel will an diesem Donnerstag in Kairo Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Streifen aufnehmen. Doch noch vor Beginn der Verhandlungen sieht sich das Land mit einer zweiten Front konfrontiert: Im Norden Israels schlugen Donnerstag früh mehrere aus dem Libanon abgefeuerte Raketen ein.

Israel bombardiert weiterhin Ziele im Süden des Gaza-Streifens, in den durch Tunnel wohl auch Waffen aus Ägypten geschmuggelt werden. (Foto: Foto: AP)

Am 13. Tag der israelischen Militäroperation gegen die radikal-islamische Hamas im Gaza-Streifen werden die Israelis in der ägyptischen Haupstadt erwartet. Dies teilte der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit mit.

Eine Delegation um Amos Gilad, einem engen Vertrauten und Berater des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak, werde dort einen ägyptisch-französischen Vorschlag für einen Waffenstillstand erörtern, berichteten israelische Medien.

Ägyptens Außenminister Abul bestätigte, dass auch die Hamas eingeladen worden sei. Noch sei unklar, ob die palästinensische Organisation Vertreter nach Kairo schicke. Der ägyptische UN-Botschafter, Maged Abdelasis, sagte hingegen am Mittwoch am UN-Sitz in New York, "Vertreter aller Seiten" hätten vor, nach Kairo zu kommen.

Vorgehen gegen Schmugglertunnel

Jede Delegation werde sich mit ägyptischen Regierungsvertretern treffen, gemeinsame Gespräche aller Parteien seien aber nicht geplant. In New York unterbrach der UN-Weltsicherheitsrat seine dreitägigen Beratungen über den Konflikt, ohne eine gemeinsame Linie zu finden.

Unterdessen ging die israelische Armee in der Nacht zum Donnerstag erneut gegen Schmugglertunnel an der Grenze zwischen dem Gaza-Streifen und Ägypten vor. Auch aus dem Norden des Palästinensergebiets wurden Kämpfe gemeldet. Nach palästinensischen Angaben flogen die israelischen Streitkräfte am frühen Donnerstagmorgen mehr als 20 Angriffe rund um Gaza-Stadt. Ein Mensch sei dabei getötet worden.

Verteidigungsminister Barak unterstrich erneut, dass eine dauerhafte Einstellung des Raketenbeschusses auf Israel Voraussetzung für eine Waffenruhe sei. Der Militäreinsatz gegen die Hamas ziele darauf ab, für die Menschen im Süden Israels eine "sicherere Wirklichkeit zu schaffen", sagte Barack nach einem Bericht der Tageszeitung Haaretz am Mittwochabend bei einem Treffen mit EU-Chefdiplomat Javier Solana.

Sollte ein mögliches Abkommen dieses Ziel nicht erfüllen, "werden die israelischen Streitkräfte ihren Einsatz im Gaza-Streifen fortsetzen und möglicherweise noch ausdehnen".

Der französisch-ägyptische Vorschlag, den Ägyptens Präsident Hosni Mubarak am Dienstag vorgestellt hatte, sieht eine unverzügliche Waffenruhe vor. Im Anschluss daran sollten umgehend Gespräche über die Sicherung der Grenze zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen sowie zwischen den verfeindeten Palästinenserfraktionen - der Hamas und der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas - beginnen.

Erneute Luftangriffe auf Gaza

Ahmed Jussuf, ein Berater des Hamas-Spitzenpolitikers Ismail Hanija, äußerte sich optimistisch zu den Chancen auf eine Waffenruhe. "Angesichts der derzeitigen diplomatischen Bemühungen bin ich überzeugt, dass wir in der Lage sein sollten, uns binnen 48 Stunden auf eine von beiden Seiten akzeptierte Regelung zu einigen", sagte er dem israelischen Onlinedienst Ynet.

Bei den Gesprächen in Kairo soll nach Haaretz-Informationen zunächst die Unterbindung des Waffenschmuggels in den Gaza-Streifen durch Tunnel unter der ägyptischen Grenze im Mittelpunkt stehen.

Israelische Kampfflugzeuge griffen das Gebiet in der Nacht zum Donnerstag erneut an. Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira berichtete am Morgen von 30 zerstörten Häusern. Zuvor waren Flugblätter abgeworfen worden, in denen die Bewohner vor den Angriffen gewarnt und zum Verlassen des Gebietes aufgefordert wurden.

Nach Berichten des US-Senders CNN und al-Dschasiras verstärkten die israelischen Truppen in der Nacht auch ihre Angriffe im Norden des Gaza-Streifens. Korrespondenten berichteten von der nahegelegenen israelischen Grenze, dass schwere Explosionen und der Lärm von Flugzeugen und Kampfhubschraubern aus dem Gebiet zu hören gewesen seien. Al-Dschaisra meldete, dass erneut auch das Regierungsgebäude in Gaza angegriffen wurde.

"Denkpause" des UN-Sicherheitsrats

Am Mittwoch hatte die israelische Armee die Kampfhandlungen im Gaza-Streifen für drei Stunden unterbrochen, um Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung zu ermöglichen. Auch die Hamas schoss in der Zeit von 13:00 bis 16:00 Uhr keine Raketen auf südisraelisches Gebiet ab. Anschließend gingen die Kämpfe weiter.

Trotz eines dreitägigen Verhandlungsmarathons konnten sich die 15 Mitglieder des Weltsicherheitsrats auch am Mittwoch nicht auf eine gemeinsame Line in dem Gaza-Konflikt einigen. Die drei westlichen Vetomächte USA, Frankreich und Großbritannien legte einen Textentwurf vor, der die neue ägyptische Friedensinitiative unterstützen und eine sofortige Waffenruhe fordern sollte.

Die arabische Seite bestand jedoch darauf, eine weitergehende, völkerrechtlich bindende Resolution zu verabschieden. Wie der amtierende Ratsvorsitzende Jean Maurice Ripert mitteilte, wurden die Gespräche für eine Denkpause unterbrochen. Ein neuer Termin wurde zunächst nicht mitgeteilt. Die Beratungen des UN-Sicherheitsrats sollen an diesem Donenrstag fortgesetzt werden.

Unterdessen teilten Dänemark und die Niederlande mit, sie hätten die EU zur Entsendung von Polizeieinheiten zur Überwachung der Grenze zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen aufgefordert. Das dänische Außenministerium erklärte, beide Länder hätten die EU aufgerufen, diesen Vorschlag den Ägyptern und den palästinensischen Behörden zu unterbreiten. Dies könne dazu beitragen, die Voraussetzungen für einen dauerhaften Waffenstillstand zu schaffen.

© AFP/AP/dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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