Gauweiler:Abgang mit Stinkbombe

Nebenerwerbs-Abgeordneter verlässt die Politik.

Von Robert Roßmann

Für die CSU ist es das Ende einer Ära. Der letzte Strauß-Intimus verlässt die Politik. Jahrzehntelang gehörte Peter Gauweiler zum Markenkern der CSU. Entsprechend blumig sind manche Nachrufe. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass dieser Rücktritt keine Lücken mehr reißt.

Gauweilers Abgang als Abgeordneter wird im Bundestag kaum einer bemerken. Er gehörte zu den Parlamentariern, die am häufigsten fehlen. Dafür rangierte er in der Liste der Abgeordneten mit den höchsten Nebenverdiensten immer ganz oben. Auch als Partei-Vize hat Gauweiler der CSU nicht geholfen. Horst Seehofer hatte ihn 2013 zu seinem Stellvertreter wählen lassen, um mit Gauweilers Euro-kritischen Positionen im Wahlkampf zu reüssieren. Das ging schief. Die CSU holte bei der Europawahl ein desaströses Ergebnis. Auf dem nächsten Parteitag hätte Gauweiler sein Amt sowieso verloren.

Dass der Rückzug Gauweilers für die CSU trotzdem ein Problem ist, liegt an der Art seines Abgangs. Seine Rücktrittserklärung ist ein Angriff auf die Parteiführung. Er wirft ihr in der Euro-Politik praktisch den Verrat am eigenen Programm vor. Das ist nicht nur ein Abgang mit Stinkbombe, das ist auch Wasser auf die Mühlen der AfD. Gauweiler gilt als geradlinig, mit seinen Klagen in Karlsruhe hat er einiges erreicht. Aber er ist auch ein Einzelkämpfer und Sturschädel. Das hat die Form seines Abgangs erneut bewiesen.

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