Syrien:USA erwägen Militäraktion gegen Assad

Syrien: Auf dem Weg nach Florida: US-Präsident Donald Trump verurteilt den Angriff auf die Provinz Idlib.

Auf dem Weg nach Florida: US-Präsident Donald Trump verurteilt den Angriff auf die Provinz Idlib.

(Foto: AFP)
  • Der Chemiewaffenangriff auf die syrische Stadt Khan Scheikhun hat die US-Regierung zu einer Abkehr von ihrer bisherigen Syrien-Position bewegt.
  • "Ich denke, was in Syrien geschehen ist, ist eine Schande für die Menschheit", sagte US-Präsident Donald Trump.
  • Wie genau die Vereinigten Staaten in den Konflikt in Syrien eingreifen wollen, lässt Trump bislang offen. Das Weiße Haus sei über mögliche Militäraktionen unterrichtet worden.

Von Hubert Wetzel, Washington, und Paul-Anton Krüger, Kairo

Nach dem Chemiewaffenangriff in der syrischen Stadt Khan Scheikhun, bei dem am Dienstag Dutzende Zivilisten getötet wurden, erwägt die US-Regierung Militärschläge gegen das Regime von Diktator Baschar al-Assad. "Was Assad getan hat, ist furchtbar", sagte US-Präsident Donald Trump am Donnerstag. "Ich denke, was in Syrien geschehen ist, ist eine Schande für die Menschheit. Er ist dort, und er befiehlt, so viel ich weiß. Also sollte etwas passieren."

US-Außenminister Rex Tillerson sagte, Washington habe keine Zweifel, dass Assads Regierungsarmee für den Einsatz der Chemiewaffen am Dienstag verantwortlich gewesen sei. "Das ist eine ernste Angelegenheit. Sie erfordert eine ernste Antwort." Tillerson revidierte zudem seine Aussage, wonach das syrische Volk selbst über das Schicksal von Assad entscheiden solle. Am Donnerstag sagte er, dass der Gewaltherrscher keine politische Zukunft in Syrien haben dürfe.

Tillerson fordert Moskau auf, die Unterstützung für Assad zu überdenken

Wie US-Medien berichteten, arbeitet das Pentagon bereits an Plänen für eine Militäraktion. Details wurden nicht bekannt. Theoretisch könnte das US-Militär, das mit zahlreichen Kampfjets, Kampfschiffen und einem Flugzeugträger in der Region präsent ist, jederzeit losschlagen. Allerdings sind die politischen Probleme immens: Assad ist ein Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. In Syrien sind russische Truppen eingesetzt, die an der Seite der syrischen Regierungsarmee kämpfen.

Russland hat zudem moderne Luftabwehrsysteme in Syrien stationiert. Die Gefahr, dass ein US-Militärschlag, sofern er nicht sehr eng begrenzt ist, zu einer direkten russisch-amerikanischen Konfrontation eskaliert, ist daher groß. US-Außenminister Tillerson forderte Moskau auf, die Unterstützung für Assad zu überdenken. Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow nannte den Giftgasangriff zwar ein "gefährliches und monströses Verbrechen". Es sei aber falsch, jetzt schon Schuldzuweisungen anzustellen.

Türkische Regierung sieht Hinweise auf Sarin

Nach Angaben der türkischen Regierung ist sicher, dass bei dem Angriff in der Region Idlib Chemiewaffen eingesetzt worden sind. Das habe die Autopsie von drei Opfern ergeben, sagte Justizminister Bekir Bozdağ in der zentralanatolischen Stadt Kırıkkale. Mehr als 30 Opfer waren zur Behandlung über die Grenze in die Türkei gebracht worden. Die Untersuchungen nahmen türkische Rechtsmediziner im Beisein von Experten der Weltgesundheitsorganisation und der Organisation zum Verbot chemischer Waffen vor. Das Gesundheitsministerium teilte später mit, es gebe Hinweise auf den Nervenkampfstoff Sarin.

Umstritten bleibt, wie die Giftstoffe freigesetzt wurden. US-Geheimdienste gehen laut Medien davon aus, dass das Gift von einem Flugzeug oder Hubschrauber der syrischen Armee abgeworfen wurde. Das russische Verteidigungsministerium hatte hingegen mitgeteilt, die giftige Substanz sei bei einem Angriff der syrischen Luftwaffe auf ein Gebäude freigesetzt worden, in dem "Terroristen" Chemiewaffen hergestellt hätten. Militärexperten halten diese Erklärung jedoch nicht für besonders glaubwürdig.

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