Gästebuch des Weißen Hauses:Welche Lobbyisten Obama besuchen

Barack Obama wollte die Macht der Lobbyisten in Washington brechen. Das Gästebuch des Weißen Hauses lässt allerdings an seinem Erfolg zweifeln. Doch nicht nur Lobbyisten gehen im Amtssitz des US-Präsidenten ein und aus, es sind auch viele Promis darunter. Wer? Das kann jetzt jeder selbst ganz einfach herausfinden.

Sebastian Gierke

The White House is seen from the South Lawn in Washington

Das Weiße Haus in Washington: Die Gästeliste ist aufschlussreich. 

(Foto: REUTERS)

Die Washington Post beschreibt, wer an einem ganz gewöhnlichen Tag die 1600 Pennsylvania Avenue besucht. Und sorgt damit für Aufregung. Weit über 4000 Kommentare haben sich unter der Online-Version des Zeitungsartikels angesammelt. Denn 1600 Pennsylvania Ave in der US-Hauptstadt Washington ist keine gewöhnliche Adresse. Dort liegt der Amtssitz des Präsidenten. Das Weiße Haus. Amerikas Zentrum der Macht.

An diesem ganz gewöhnlichen Tag im Januar waren im Weißen Haus unter anderem zu Besuch:

[] 9 Uhr: Eine Gruppe von Lobbyisten, zusammen mit den Vorständen der Unternehmen, für die sie arbeiten. Allesamt Teil von Obamas Jobs Council, einer Arbeitsgruppe zur Schaffung von Arbeitsplätzen.

[] 13 Uhr: Zwölf Repräsentanten der Fleischindustrie.

[] 15 Uhr: Einige Sportlobbyisten.

[] 16 Uhr: Ein Vertreter der Bank Goldman Sachs.

Ein stetiger Strom von Interessenvertretern, der durch das Weiße Haus schwappt. Nicht nur an diesem 17. Januar 2012. Nein, jeden Tag. Und auch wenn nicht alle mit Präsident Obama zusammentreffen: Die meisten wollen etwas ab, von der Macht.

Wer im Weißen Haus ein- und ausgeht, der besitzt meist bereits Einfluss. Oft will er ihn aber hier noch vermehren. Genau deshalb hat sich die Washington Post jetzt das Gästebuch des Weißen Hauses ganz genau angesehen und für die Daten, die das Weiße Haus veröffentlicht hat, eine Suchabfrage programmiert. Damit kann jeder auf simple Art und Weise 2,2 Millionen Einträge durchleuchten und nachschauen, wer zwischen 2009 und 2012 im Weißen Haus zu Besuch war. Nur Besuche, durch deren Bekanntgabe die nationale Sicherheit gefährdet wäre, werden dort nicht veröffentlicht, genauso wie private Besuche, die die Familie Obama empfangen hat.

Bei seinem Amtsantritt hatte Obama noch versprochen, den Einfluss der Industrielobbyisten einzuschränken. Einige Maßnahmen hat er auch auf den Weg gebracht. Beispielsweise hat er es Staatsangestellten verboten, sich auf Konferenzen einladen zu lassen, die von Lobby-Gruppen gesponsert werden.

Doch auch wenn die Daten keine Rückschlüsse darauf zulassen, ob die Besuche im Vergleich zu seinem Vorgänger abgenommen haben, zeigen sie: Lobbyisten-Gruppen haben es auch unter Obama geschafft, ständig im Amtssitz des Präsidenten präsent zu sein.

Und nicht nur die. Auch Prominente, die - zugegeben - von Lobbyisten nicht immer ganz leicht zu unterscheiden sind, besuchen regelmäßige die 1600 Pennsylvania Ave. Moderatorin Oprah Winfrey zum Beispiel. Laut Datenbank war sie zwischen 2009 und 2011 fünf Mal im Weißen Haus. Am 2. April besuchte sie dort First Lady Michelle Obama, drei Wochen bevor das US-Präsidentenpaar in ihrer Show zu Gast war.

Facebook-Gründer Marc Zuckerberg war am 28. Juli 2010 da. Von 9.45 Uhr an. Stefani J. Germanotta, bekannt unter ihrem Künstlernamen Lady Gaga, am 6. Dezember 2011 - im 2. Stock des Westflügels. Und George Clooney, ein ausgewiesener Obama-Unterstützer, wurde vom Präsidenten am 12. Oktober 2010 persönlich im Oval Office empfangen.

Für alle, die mehr wissen wollen: Die Analyse der Washington Post zu den Besuchen von Lobbyisten finden Sie hier. Einige weiter Beispiele prominenter Besucher sind hier aufgeführt. Und wie oft die Präsidentschaftsbewerber der Republikaner zu Gast waren steht hier. Mitt Romney war demnach noch nie im Weißen Haus.

Und dann noch: die gesamte Datenbank und das Auswertungstool der Washington Post. Unter dem Hashtag #whitehouseguests sammelt die Zeitung übrigens Tipps ihrer Leser, um interessante Besuche zu identifizieren.

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