Gaddafis Libyen:Das Land der drei Ministerien

Muammar al-Gaddafi lässt die Libyer künftig am Ölreichtum teilhaben und kündigt "etwas Chaos" an - er schafft fast alle Ministerien ab.

Alle Jahre wieder feiert Muammar al-Gaddafi seinen erfolgreichen Griff zur Macht. 1969 putschte er König Idris vom Thron.

Gaddafis Libyen: Seit 39 Jahren in Libyen an der Macht: Muammar al-Gaddafi

Seit 39 Jahren in Libyen an der Macht: Muammar al-Gaddafi

(Foto: Foto: Reuters)

Seitdem beherrscht der Nachkomme von Beduinen sein Libyen und präsentierte sich der Weltöffentlichkeit in unterschiedlichsten Rollen: als Chef einer Militärjunta, als Sozialist, als Panarabist, als vom Westen geächteter Terroristenfinancier, als Möchtegern-Einiger Afrikas und - inzwischen - als international rehabiliterter islamischer Romantiker.

Ungeachtet all dieser Veränderungen beging Gaddafi nun den Jahrestag seines Staatsstreiches vor 39 Jahren. In Begasi hielt er in der Nacht zu diesem Montag eine Rede, die bemerkenswert war, und das nicht nur, weil sie bis in die Morgenstunden andauerte.

Denn Gaddafi verkündete weitreichende Veränderungen für Libyen: Vom kommenden Jahr an soll jede Familie von den Einnahmen der staatlichen Ölgesellschaft etwas abbekommen - allerdings nur einen kleinen Teil.

Weniger Verwaltung, weniger Korruption - meint Gaddafi

"Ihr werft den Ministerien immer Korruption und Misswirtschaft vor", sagte Gaddafi. Da diese Beschwerden niemals ein Ende nehmen würden, solle jeder Bürger seinen Anteil an den Öl-Einnahmen bekommen und selbst zurechtkommen.

Erst durch die Verteilung des Geldes werde das Ideal der Herrschaft des Volkes erreicht, fügte er hinzu. Gaddafi, der in der arabischen Welt für seine großen Visionen und bizarren Ideen bekannt ist, sagte, die Libyer könnten dann mit ihrem Geld private Unternehmen gründen, etwa in der Bauwirtschaft.

Außerdem würden alle Ministerien bis auf die Ressorts für Äußeres, Verteidigung und Sicherheit abgeschafft. Gaddafi hielt seine Ansprache vor dem Volkskongress, der die Funktion des libyschen Parlamentes ausübt.

Verwaltungsabbau sei die Lösung im Kampf gegen Korruption, sagte der Revolutionsführer, der sich für eine "Volksverwaltung" und direkte Demokratie aussprach. Angst vor den Veränderungen müssten die Libyer nicht haben. Die Gesellschaft werde sich Stück für Stück neu organisieren, sagte der Staatschef ohne offizielles Amt.

Bis dahin, so Gaddafi, gebe es "etwas Chaos".

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