G-8-Gipfel:Industrieländer wollen Treibhausgase halbieren

Beim G-8-Gipfel in Japan setzen die Europäer ihre klimapolitischen Ziele durch. Die Notwendigkeit eines radikalen Umbaus der Energieerzeugung ist nicht mehr umstritten. Auch die USA lenken überraschend ein.

Christoph Neidhart

Die Europäer haben ihre wichtigsten Ziele in der Klimapolitik beim G-8-Gipfel erreicht. Die Staats- und Regierungschefs einigten sich in Japan darauf, den weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß um mindestens 50 Prozent bis 2050 zu reduzieren. US-Präsident George W. Bush willigte ein, dass China und Indien schwächere Vorgaben gemacht werden als seinem Land.

G-8-Gipfel

Die Regierungschef sind sich einig: In Sachen Klimaschutz muss gehandelt werden.

(Foto: Foto: AP)

Die Notwendigkeit eines radikalen Umbaus der Energieerzeugung ist nicht mehr umstritten. Die konkrete Ausgestaltung bleibt jedoch der Umweltkonferenz in Kopenhagen 2009 überlassen. Insbesondere muss noch geklärt werden, auf welches Jahr sich die angestrebte Reduktion um 50 Prozent beziehen soll.

Eine "gemeinsame Vision", die bis zum Klimagipfel 2009 ausgearbeitet sein müsse, soll dort angenommen werden. Entgegen den Erwartungen willigten die USA ein, die strittige Frage mittelfristiger Vorgaben in die Erklärung aufzunehmen. Es heißt im Text, die G-8-Länder sollten sich "ehrgeizige und weitreichende" Ziele setzen. Sie bekennen sich zu ihrer Verantwortung. Gingen sie im Klimaschutz nicht voraus, seien sie bei den Schwellenländern unglaubwürdig.

Gemeinsame Vision

Erstmals erklären sich die USA mit zwei Dingen einverstanden: Es gibt strengere Werte für Industrieländer, die ihren Ausstoß von Treibhausgas absolut reduzieren müssen. Weniger strikte Vorgaben hingegen gelten für Indien, China und andere Schwellenländer, die "etwas tun" müssen, wie es hieß.

Das bedeutet, dass die G8-Staaten ihren CO2-Ausstoß um mehr als die Hälfte reduzieren müssen. Sie wollen ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern. Erwähnt wurden die 25 Sparempfehlungen der Internationalen Energieagentur, zu denen die Abschaffung der Glühbirne gehört.

Die Delegationen betrachten diese Erklärung als Erfolg. Mehr habe man nicht erwarten können. Wichtig sei auch, dass das Klima damit zur Chefsache werde, heißt es aus Kreisen der Delegierten. Die Umweltorganisationen dagegen sind enttäuscht, zumal es in der Erklärung nur heißt, die G-8-Länder seien entschlossen, die "schwersten Folgen" der Klimaänderung zu vermeiden.

Zudem haben sich die G-8-Staaten noch immer nicht geeinigt, welchen Ausgangswert sie dem Reduktionsziel zugrunde legen. Die Europäer halten am CO2-Ausstoß von 1990 fest, wie im Kyoto-Protokoll vorgesehen. Japan hatte die Energie-Effizienz seiner Industrie schon vor 1990 massiv verbessert und verlangt deshalb einen andern Ausgangswert.

Es muss gehandelt werden

Vor einem Jahr in Heiligendamm musste das Klimathema noch mühsam in die Erklärung gezwungen werden. Dieses Jahr dagegen zweifelte keiner der G-8-Chefs mehr daran, dass gehandelt werden müsse. Der hohe Ölpreis und die politische Instabilität der Förderländer haben dazu beitragen, die Skeptiker, insbesondere die USA, zu überzeugen. Außerdem wollen die Amerikaner das Image des Bremsers loswerden.

Zur Frage der Kernenergie heißt es, mehrere Länder zeigten ein gesteigertes Interesse, Meiler zu bauen. Dabei müsse die Sicherheit gewährleistet werden. Die Position Deutschlands, das als einziges G-8-Land den Ausstieg plant, wird nicht erwähnt. Die USA haben auch keinen Druck ausgeübt. Biokraftstoffe werden als wichtige Energieform erwähnt. Allerdings müssen sie nachhaltig produziert werden, also nicht auf Kosten der Nahrungsmittel.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: