Fußballsprüche von Politikern:Verbale Hackentricks

Gerhard Schröder hat es getan, Franz Müntefering auch. Und bei der Bundespräsidentenwahl hat es sich Angela Merkel nicht nehmen lassen: Politiker zitieren gerne aus der Welt des Fußballs. Es gelingt nicht immer.

Florian Fuchs

9 Bilder

WM 2010 - Argentinien - Deutschland

Quelle: dpa

1 / 9

Angela Merkel bezeichnet sich ja gern als Freundin der Nationalmannschaft. Deshalb reist sie nicht nur zu WM-Viertelfinals nach Südafrika, sie beruft sich auch bei wichtigen Entscheidungen auf ihre "Freunde" vom DFB-Team: "Ich habe eine herzliche Bitte", sagte die Kanzlerin bei einer Sitzung der Unionsfraktion während der Bundesversammlung,  "lassen Sie uns im dritten Wahlgang ein kraftvolles Symbol abgeben. Wir haben jetzt das Serbien-Spiel gehabt, jetzt kommt das England-Spiel. Lasst uns das richtig machen!" Die Fraktion hat es dann richtig gemacht, wie die Nationalmannschaft gegen Argentinien, und Christian Wulff schließlich doch noch zum Bundespräsidenten gewählt.

SPD Bundesparteitag

Quelle: dpa

2 / 9

Weil es aber erst der dritte Wahlgang war, der Wulff letztendlich zum Bundespräsidenten machte, hatte Angela Merkel doch eine herbe Niederlage erlitten. Franz Müntefering zum Beispiel war schon im Wahlkampf 2005 skeptisch, ob die Kanzlerin bundesligatauglich sei. "Frau Merkel ist nur zweite Liga", beschied er damals, nur um kurz darauf selbst in der zweiten Liga zu spielen: als Juniorpartner in der großen Koalition. Denn Merkel gewann die Wahl.

Pressekonferenz Müntefering

Quelle: dpa

3 / 9

Im Wahlkampf 2009 griff Müntefering eher seine Parteikollegen an, als sie schon vor dem Wahltag allzu heftig über mögliche Koalitionen diskutierten. "Das ist wie beim Fußball: 90 Minuten nutzen, Nachspielzeit gibt es nicht. Mit wem man duschen geht, klärt man hinterher", schimpfte der SPD-Politiker. Seine Partei ging dann mit niemandem duschen, sie ging erneut baden: Merkel regiert weiter - mit jemand anderem.

Ex-Kanzler Schörder bei Eurogruppen-Präsident Jean-Claude Juncke

Quelle: dpa

4 / 9

Münteferings SPD-Kollege Gerhard Schröder hatte im Jahr 2000 einen anderen Einfall. Wenn auch mit einem Augenzwinkern. Er wollte nicht mehr nur Kanzler sein, sondern auch das DFB-Team führen: "Ich habe es mir wirklich überlegt. Ich mache es im Nebenberuf - Bundestrainer. Aber nur am Wochenende." Bei entsprechendem Erfolg wäre er wohl ewig Kanzler geblieben, das Volk würde ja momentan auch nicht Jogi Löw abwählen. Schließlich übernahm damals aber doch Rudi Völler.

Confederations Cup - Mexiko-Brasilien

Quelle: dpa

5 / 9

Doch man muss ja nicht gleich Bundestrainer werden. Man kann sich ja auch sonnen im Glanz der Fußballhelden. Im Glanz der deutschen Fußball-Lichtgestalt zum Beispiel: "Franz Beckenbauer ist eine geglückte Mischung aus Selbstbewusstsein, Sensibilität und Bescheidenheit", schalmeite Gerhard Schröder einmal. Das war nett, es half ihm aber auch nichts. Schröder ist nicht ewig Kanzler geblieben. Denn dann kam ja Merkel.

MCCARTHY

Quelle: ap

6 / 9

Ob Merkel, Schröder oder Müntefering. Auf sie alle passt die Weisheit des Demokraten und früheren US-Präsidentschaftsbewerber Eugene McCarthy: "In der Politik zu sein, ist wie Fußballtrainer: Du musst smart genug sein, das Spiel zu verstehen, und dumm genug, es für wichtig zu halten."

Natürlich meinte der Amerikaner mit football nicht unseren europäischen Fußball (soccer) - aber fehlen sollte dieses Zitat deshalb nicht.

Landesparteitag Bündnis 90/Die Grünen

Quelle: dpa

7 / 9

Vor der Weltmeisterschaft 2006 verlor das DFB-Team gegen Italien 1:4 - und ein Aufschrei ging durch das Volk. Trainer Jürgen Klinsmann bringe es nicht, hieß es. Er müsse endlich von Kalifornien nach Deutschland ziehen. Einige Abgeordnete kamen deshalb auf die Idee, Klinsmann nach Berlin zu zitieren. "Wer Klinsi vor den Bundesausschuss schleifen will, hat nicht alle Tassen im Schrank. Da könnten wir ja gleich im Bundestag über die Aufstellung abstimmen", schimpfte Fritz Kuhn, heute stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen. Die Politiker haben die Finger vom Fußball gelassen - und Deutschland feierte ein Sommermärchen.

Evangelische Kirche wuerdigt mit Kolloquium Lebenswerk von Rau

Quelle: ddp

8 / 9

Auch der frühere Bundespräsident Johannes Rau hatte einst so seine Probleme mit einem etwas kauzigen Vorschlag. Mit der Idee nämlich, Fußballstadien nach Frauen zu benennen. "Wie soll das denn dann heißen? Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?", fragte Rau ironisch. Heute ist das Stadion in Gelsenkirchen weder nach Schalke-Legende Kuzorra, noch nach einer Frau benannt. Sondern nach einer Brauerei ...

WM 2006 - Schäuble verabschiedet Polizisten nach WM-Einsatz

Quelle: dpa

9 / 9

Manchmal gibt es aber auch Momente im Fußball, in denen sind sich Politiker, Profis, Experten, Fans und sowieso überhaupt alle einig: "Der beste Integrationsgipfel war die Fußball-Weltmeisterschaft", sagte Wolfgang Schäuble nach der WM 2006 in Deutschland. Recht hatte er.

Im Bild: Der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bei der Verabschiedung von ausländischen Polizisten nach ihrem WM-Einsatz bei der Bundespolizei anlässlich der Fußball-WM 2006 in Deutschland.

© sueddeutsche.de/ffu
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: