Fußballklub straft knausrige Abgeordnete:Nachspiel für einen Ausflug "auf Schalke"

Kostenlose VIP-Karten für ein Bundesligaspiel von Schalke - für viele ein Traum. Für Abgeordnete des nordrhein-westfälischen Landtags aber auch ein Grund, sich zu ärgern: Sie sollten den Geldwert der Tickets versteuern. Um das zu umgehen, wendeten die Politiker einen Trick an. Allerdings spielt da der Verein nicht mit - und bittet jetzt zur Kasse.

Johannes Nitschmann

Wegen des Besuchs einer Fußball-Bundesligapartie in der Arena ,,AufSchalke'' droht den Abgeordneten des Sportausschusses im Düsseldorfer Landtag ein unangenehmes Nachspiel.

In einer VIP-Lounge der Gelsenkirchener Veltins-Arena hatten sich 26 Parlamentarier und deren Ausschuss-Assistenten am vergangenen Mittwoch das Bundesliga-Spiel FC Schalke 04 gegen Alemannia Aachen angesehen und sich dabei fürstlich bewirten lassen.

Der Schalker Bundesligist hatte an den Sportausschuss 26VIP-Karten im Wert von je 350 Euro geschickt. Im Gegenzug sollten die Abgeordneten eine vom Verein vorgefertigte Erklärung über den ,,geldwerten Vorteil'' dieser Leistung unterschreiben. Um Ärger mit dem Finanzamt zu vermeiden, ist beim FC Schalke diese Anerkenntnis-Erklärung für die Empfänger kostenloser VIP-Karten obligatorisch.

Abgeordnete beschweren sich über Steuerpflicht

Die Volksvertreter aus Düsseldorfer weigerten sich jedoch hartnäckig folgenden Passus zu unterzeichnen: "Der geldwerte Vorteil dieser Karte beträgt 350 Euro. Mir ist bekannt, dass der FC Schalke 04 e.V. diesen geldwerten Vorteil nicht versteuert. Sofern für mich eine Steuerpflicht aufgrund der Nutzung dieser Karten besteht, werde ich diesen geldwerten Vorteil im Rahmen meiner Steuererklärung angeben."

Statt die Erklärung zu unterschreiben beschwerten sich die Abgeordneten über ihre Behandlung beim Schalker Vorstand und Aufsichtsrat. Schließlich habe der Fußballclub mit den Landtagsabgeordneten über die Abschaffung der Quellensteuer bei internationalen Fußballspielen reden wollen. "Dann müssen Sie eben nach Düsseldorf kommen", soll der Sportausschuss-Vorsitzende, Axel Wirtz (CDU), gedroht haben.

Schließlich reisten die Abgeordneten mit ihrem Mitarbeitertross doch nach Gelsenkirchen. Ihre Fußballsause hatten sie als auswärtigen Termin des Sportausschusses ausgewiesen - mit offizieller Tagesordnung: Punkt eins war eine Stadionführung durch Vereins-Präsident Gerd Rehberg, letzter Tagesordnungspunkt das Bundesligaspiel Schalke - Aachen.

Rechnung über 9100 Euro

Zwischendrin sollte über "geplante Veranstaltungen in der Veltins-Arena", "Einladungen zu Veranstaltungen/Ehrenkarten" und eine "Steuerbefreiung bei internationalen Fußballspielen" debattiert werden. Landtagspräsidentin Regina van Dinther (CDU) sah darin "eine dienstliche Veranstaltung".

Dafür soll die Landtagspräsidentin jetzt auch zahlen. Am Dienstag erhielt die Landtagsverwaltung vom FC Schalke 04 eine Rechnung über 9100 Euro plus Mehrwertsteuer - für 26 VIP-Karten à 350 Euro. Zugleich wandte sich der Verein hilfesuchend an NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU). Der solle einmal grundsätzlich klären, ob Parlamentarier kostenlose VIP-Karten als geldwerten Vorteil zu versteuern hätten.

Die Abgeordneten fühlen sich von Schalke 04 öffentlich vorgeführt. Landtagssprecher Hans Zinnkann hält die Rechnung über die VIP-Karten für "einen Irrtum". Der FC Schalke 04, betonte ein Clubsprecher auf SZ-Anfrage, habe sich "entsprechend den dem Verein auferlegten steuerlichen Gegebenheiten verhalten".

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