Fußball:Klassentreffen

Viele Funktionäre waren in jüngster Zeit in Affären verstrickt. Und viele ihrer Namen stehen in den Panama Papers.

Von Mauritius Much und Bastian Obermayer

Anonyme Briefkastenfirmen auf entlegenen Inseln spielen im Fußball eine große Rolle - zeigen die Dokumente der Panama-Papers. Eine lange Reihe von Fußballspielern, Klub-Eigentümern, Spielerberatern und Funktionären nutzt offenbar, vereint durch den Wunsch nach diskreten Geschäften, Offshore-Firmen von Mossack Fonseca (Mossfon). Darunter befindet sich auch ein erstaunlich hoher Prozentsatz des Skandal-Personals der vergangenen Jahre, etwa allein vier der 16 im Mai 2015 in den USA angeklagten Funktionäre des Weltfußball-Verbandes Fifa, darunter auch der ehemalige Vize-Präsident Eugenio Figueredo (siehe Digitalreportage).

"Veröffentlichen Sie, was Sie wollen", antwortet der ehemalige Fifa-Generalsekretär

Der Franzose Michel Platini, gegen den die US-Justiz nicht ermittelt, ist ebenfalls unter den Mossfon-Kunden. Der aktuelle Uefa-Präsident wurde im Februar 2016 von der Fifa verbandsintern in Zusammenhang mit einer zweifelhaften Zahlung, die er von der Fifa bekommen hat, für sechs Jahre gesperrt. Auf Platinis Namen, das zeigen nun die Dokumente des Leaks, wurde am 27. Dezember 2007 eine dauerhafte Generalvollmacht für die panamaische Firma Balney Enterprises Corp. ausgestellt, die laut panamaischem Firmenregister im März 2016 noch als aktiv gemeldet war.

Die Aktien der Firma waren, Stand Ende 2015, als anonyme Inhaberaktien ausgegeben worden; wer im Besitz dieser Inhaberaktien ist und wem damit die Firma tatsächlich gehört oder gehörte, geht aus den Daten nicht hervor. Per Generalvollmacht kann Platini aber nahezu uneingeschränkt im Namen dieser Firma handeln.

Die Vollmacht für Platini steht den Panama Papers zufolge auch im Zusammenhang mit einem Nummernkonto bei der Genfer Privatbank Baring Brothers Sturdza: Das Konto läuft auch innerhalb der Bank auf den Namen der Firma. Dieses Modell boten bis vor wenigen Jahren viele Banken an - aus Diskretionsgründen.

Auf SZ-Anfrage lässt Michel Platini bestätigen, dass das Konto der Balney Enterprises Corp. von ihm genutzt wird. Er habe sich aus persönlichen Gründen für eine Offshore-Firma als Kontoinhaberin entschieden. Platini lässt ausrichten, die Schweizer Behörden wüssten über sein Vermögen und alle Konten Bescheid, speziell auch über das Konto bei Baring Brothers Sturdza. Dieses Konto habe er nie im Zusammenhang mit Fifa- oder Uefa-Belangen verwendet. Auf die Frage, seit wann die Schweizer Behörden von diesem Konto wüssten und ob es jemals eine Ermittlung wegen dieses Kontos gegeben habe, schreibt Platinis Sprecher, dies sei eine Frage für die Schweizer Behörden.

Jérôme Valcke, der im September 2015 als Fifa-Generalsekretär wegen Korruptionsvorwürfen erst suspendiert und dann im Januar 2016 fristlos entlassen wurde, taucht in den Unterlagen als Eigentümer einer im Juli 2013 gegründeten Offshore-Firma auf. Demnach erwarb Valcke damit eine Yacht. "Veröffentlichen Sie, was Sie wollen", antwortete Valcke auf Anfrage. Die Firma existiere nicht mehr, habe keine Gelder gehabt und "nie ein Bankkonto besessen und nie Geschäftsaktivitäten gehabt".

Der 2009 verstorbene französische Milliardär und Geschäftsmann Robert Louis-Dreyfus hatte offenbar mehrere Offshore-Firmen bei Mossfon. Zuletzt war sein Name wegen der Sommermärchen-Affäre in den Schlagzeilen: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte ihm 2005 eine umstrittene Zahlung von 6,7 Millionen Euro angewiesen, die Dreyfus offenbar vorgestreckt hatte. Zwei der in den Panama Papers enthaltenen Firmen nannte der Spiegel im Herbst 2015: Das Magazin schrieb, deutsche Ermittler prüften, ob die 6,7 Millionen Euro am Ende bei Louis-Dreyfus-Firmen in der Karibik gelandet seien. Diese beiden Firmen wurden laut Panama Papers aber erst nach 2005 gegründet.

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