Führungsdebatte bei der Linken:Gysi will als Spitzenkandidat antreten - mit Lafontaine

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Wer führt die Linke? Ein neues Duo für den Parteivorsitz wird noch gesucht, da prescht Gregor Gysi mit einem Vorschlag für die Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2013 vor: Er selbst wolle es machen, und Oskar Lafontaine sei dazu wohl auch bereit.

"Wir hatten zu viel Selbstbeschäftigung, das macht uns kaputt", hatte Gregor Gysi Ende Oktober auf dem Parteitag der Linken in Erfurt gesagt. Knapp drei Monate später stößt der Fraktionschef selbst eine neue Personaldebatte an. Gysis Favorit für die Spitzenkandidatur der Linken bei der Bundestagswahl 2013 heißt: Gregor Gysi.

Er wolle "als Spitzenkandidat um ein möglichst gutes Ergebnis kämpfen", sagte Gysi in einem Interview mit der Zeitschrift Super-Illu. Er versprach, dabei "noch einmal volle Kante" zu geben. Und weil die Linke an der Spitze gerne mit Duos arbeitet, nannte Gysi auch gleich seinen Traumpartner. Er könne sich vorstellen, erneut gemeinsam mit dem früheren Parteichef Oskar Lafontaine als Spitzenkandidaten-Duo anzutreten, sagte Gysi. "Ich nehme an, Oskar ist dazu auch bereit."

Die beiden Politiker waren bereits bei der Bundestagswahl 2009 als Spitzenkandidaten angetreten. Damals kam die Linke auf 11,9 Prozent der Stimmen - das beste Ergebnis ihrer Geschichte. Derzeit steht die Partei in Umfragen bei sechs Prozent.

Gysi will Doppelsitze in der Parteiführung beibehalten

Auch zum schwelenden Streit um die Neubesetzung an der Parteispitze äußerte sich Gysi. Er wolle sich aus der Kandidatenfindung für den Vorsitz "weitgehend" heraushalten, sagte der Politiker. Das Prinzip der Doppelspitze Mann/Frau und Ost/West halte er für sinnvoll. "In der Führung muss man den unterschiedlichen kulturellen Gesichtspunkten in unserer Partei entsprechen."

Ob Lafontaine wieder für das Amt des Vorsitzenden antrete, müsse der selbst entscheiden, sagte Gysi. Vor Weihnachten hatte der 63-Jährige für eine Führungsrolle seines Parteifreundes Lafontaine in der Bundespartei plädiert. In seiner derzeitigen Position als Fraktionschef im Saarland sei dieser "ein bisschen unterfordert", so Gysi. Der 68-Jährige könne selbstverständlich wieder eine hohe Position in der Fraktion übernehmen.

Eine mögliche Kandidatur von Lafontaines Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht kommentierte Gysi in der Super-Illu mit den Worten: "Früher hatten wir Schwierigkeiten miteinander. Jetzt sage ich ganz frei: Sahra ist für die Partei inzwischen ein Gewinn." Wagenknecht hatte ihre Ambitionen auf das Amt des Parteichefs vor Weihnachten zurückhaltend kommentiert.

Die Linke wählt im Sommer auf einem Parteitag in Göttingen eine neue Führung. Die derzeitige Doppelspitze mit den Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst ist innerparteilich umstritten. Gysi will den Kandidatenkreis eingrenzen, um monatelange parteiinterne Debatten zu vermeiden. Er hat deshalb vorgeschlagen, ein kleiner Zirkel solle ein "kooperatives Führungsteam" bestimmen.

Gegen dieses Vorgehen regt sich jedoch Widerstand: Mehrere Landesverbände haben sich dafür ausgesprochen, die Parteispitze künftig per Mitgliederentscheid besetzen zu lassen. Sie fühlen sich nicht ausreichend repräsentiert. Der Linke-Vorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern, Steffen Bockhahn, hatte Gysis Vorschlag zuletzt mit der Begründung abgelehnt, dieser sei weder transparent noch basisdemokratisch.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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