Chemiewaffen in Syrien:UN-Bericht liefert Indizien für Giftgas-Einsatz von Assad

Chemiewaffen-Experten der Vereinten Nationen bei einem Einsatz in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus.

UN-Waffeninspekteure nehmen Proben an einem der Orte in Damaskus, an denen Giftgas eingesetzt wurde (Archivbild vom 29. August)

(Foto: Mohamed Abdullah / REUTERS)

In Syrien wurde Sarin eingesetzt, davon sind die von der UN beauftragten Experten überzeugt. Das Mandat der Inspektoren ließ die Frage nach der Verantwortung nicht zu, doch der Bericht liefert starke Anhaltspunkte dafür, dass die Truppen von Präsident Assad die Urheber sind. UN-Generalsekretär Ban sagte, die Fakten sprächen für sich selbst.

Von Paul-Anton Krüger

In Syrien ist nach Einschätzung der UN-Chemiewaffeninspektoren bei Angriffen auf drei Gebiete in den Vorstädten von Damaskus am 21. August "in relativ großem Umfang" der Nerven-Kampfstoff Sarin "auch gegen Zivilisten einschließlich Kinder" eingesetzt worden.

Das schreibt der Chef des Teams, Åke Sellström, in seinem Bericht, der am Montag dem UN-Sicherheitsrat zugeleitet wurde und der Süddeutschen Zeitung vorlag (Hier der Wortlaut des Berichtes in englischer Sprache)

Die UN-Experten stützen ihr Urteil auf Interviews mit Überlebenden und anderen Augenzeugen, auf die Analyse der verwendeten Munition, die Untersuchung von Proben aus der Umgebung sowie Haar-, Urin- und Blutproben von Opfern sowie die Bewertung von Symptomen von Betroffenen. Dabei seien zweifelsfrei Vergiftungen mit Sarin nachgewiesen worden.

Der Bericht weist keiner der Seiten in dem Bürgerkrieg die Verantwortung für den Angriff zu, das ließ das Mandat auch nicht zu. Er liefert aber starke Indizien dafür, dass Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad die Urheber sind.

Der Bericht identifiziert Boden-Boden-Raketen des sowjetischen Typs M14, die nachweislich mit Sarin befüllte Gefechtsköpfe getragen hätten. Die syrische Armee hat in den Sechzigerjahren Hunderte Raketenwerfer des dazugehörigen Typs BM-14 beschafft.

Ban Ki Moon spricht von "Kriegsverbrechen"

Die Raketen tragen Stanzmarken in kyrillischer Schrift. Zudem seien Artillerieraketen mit 330 Millimeter Durchmesser eingesetzt worden. Die Raketen, die in den östlich des Zentrums gelegenen Orten Samalka und Ain Tarba einschlugen, seien ausweislich der Aufprallkrater und der Verteilung von Fragmenten "aus Nordwesten" gekommen. In dieser Richtung liegen von der Regierung kontrollierte Gebiete.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte in New York, die vorliegenden Ermittlungsergebnisse seien "überwältigend und unbestreitbar". Die Fakten sprächen für sich selbst. Ban forderte, die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Der Einsatz von Chemiewaffen sei "ein Kriegsverbrechen".

Die USA und Frankreichs Außenminister Laurent Fabius werteten den Bericht als Bestätigung für die Verantwortung Assads. Er stärke die Haltung derer, "die gesagt haben, dass das Regime schuld ist", sagte Fabius. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle vermied hingegen Schuldzuweisungen, er sprach von einem "zivilisatorischen Verbrechen", die Verantwortlichen müssten vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ermittelt werden.

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