Friedrich Merz und die FDP:Fremder Flirt

CDU-Außenseiter Merz wandert mit dem Ober-Liberalen Westerwelle und spricht auf der FDP-Klausur - bei der Partei ist der Finanzexperte hochwillkommen.

Kathrin Haimerl

Im Streit um den Sozialdemokraten Wolfgang Clement bot die FDP sich als neue politische Heimat an. Auch einem anderen bekannten Politiker machen die Liberalen unverhohlen Avancen.

Friedrich Merz und die FDP: Fremdflirt mit der FDP: Friedrich Merz trifft sich am Samstag mit Guido Westerwelle zum Wandern.

Fremdflirt mit der FDP: Friedrich Merz trifft sich am Samstag mit Guido Westerwelle zum Wandern.

(Foto: Foto: AP)

Er ist Finanzexperte wie Clement und gilt inzwischen in der eigenen Partei ebenso als Außenseiter, als stur und unnachgiebig: Friedrich Merz von der CDU.

Am kommenden Wochenende will der Konservative mit FDP-Chef Guido Westerwelle wandern. Am Samstag wollen sie zusammen im Hochsauerland die Natur erkunden und über "die Zukunft Deutschlands in der Globalisierung" sprechen, heißt es.

Doch das ist nicht das einzige Treffen: Westerwelle konnte Merz als Gastredner für die Herbstklausur der FDP-Bundestagsfraktion am 11. September im Kurhaus Wiesbaden gewinnen - als "Dinnerspeaker", wie es ein FDP-Sprecher formuliert.

Wenn Wirtschaft verbindet

Das ist insofern bemerkenswert, als Friedrich Merz der erste Gastredner von einer anderen Bundestagsfraktion bei der Klausurtagung der Liberalen ist. Zuvor war es für die Partei durchaus üblich, Fachredner einzuladen, die nicht Parteimitglieder sind, wie etwa Kardinal Karl Lehmann oder Österreichs ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Im vergangenen Jahr hatte die FDP Telekom-Chef René Obermann zu Gast. In diesem Jahr rief Guido Westerwelle Friedrich Merz an, "und Herr Merz hat beim gleichen Telefonat zugesagt", betonte der Sprecher.

"Kriegt die CDU nun ihren eigenen Fall Clement?", fragt die Bild-Zeitung. Immerhin hat Merz den wirtschaftspolitischen Kurs seiner Partei immer wieder scharf kritisiert - und auch die Satzung der CDU kennt den Passus "parteischädigendes Verhalten". Die CDU-Bundestagsfraktion jedenfalls wollte sich zu Merz' FDP-Schmusekurs nicht äußern.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Friedrich Merz und die FDP näherkommen: Bereits im vergangenen Jahr hat der nordrhein-westfälische FDP-Chef und stellvertretende Bundesvorsitzende Andreas Pinkwart in der Bild am Sonntag dem CDU-Politiker ein Angebot auf einen Parteiwechsel unterbreitet. "Jeder aufrechte freiheitlich denkende Verfechter der sozialen Marktwirtschaft ist uns willkommen. Daher würde ich mich über einen Wechsel von Friedrich Merz freuen", zitierte das Blatt Pinkwart.

Damals aber erteilte Friedrich Merz den Liberalen einen Korb. Und auch jetzt heißt es aus seinem Büro: Überlegungen über einen Wechsel zu den Liberalen seien reine Spekulation.

Westerwelle und Merz haben einiges gemeinsam: Sie eint die Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Beide sind Anwälte. Beide haben in Bonn Rechtswissenschaften studiert. Westerwelle und Merz kennen sich seit langer Zeit, stehen sich gerade in marktwirtschaftlichen Positionen sehr nah.

Westerwelle: Schätze Merz als klugen Kopf

Im RTL-Sommerinterview im Juli sprach Guido Westerwelle erstmals über sein Verhältnis zu Friedrich Merz: "Ich schätze Friedrich Merz als sehr klugen Kopf. Es gibt zu wenige in der Union, die den Weg in die bürokratische Staatswirtschaft nicht mitmachen wollen", sagte er dem Sender und begründete damit die Einladung des CDU-Politikers zu FDP-Klausurtagungen.

Zur eigenen Partei hingegen wird Friedrich Merz seit Jahren ein angespanntes Verhältnis nachgesagt - insbesondere zu Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit dem Aufstieg Merkels begann der Abstieg des Friedrich Merz: Brachte er sich 2001 noch als Kanzlerkandidat in die Debatte ein, verlor er 2002 seinen Posten als Fraktionschef an Merkel.

2003 konnte Merz wieder punkten - und zwar mit seinem revolutionären Steuerkonzept. Dessen Eckpunkte mit drei Stufen sollten auf einem Bierdeckel zu erklären sein. Doch das Programm wurde 2004 in den Kernpunkten geändert. Daraufhin schmiss Merz im Herbst 2004 wütend seinen Posten als Vizefraktionschef hin.

Merz galt in der CDU als talentierter Außenseiter, einstiger Hoffnungsträger der Partei. Immer noch horcht die CDU auf, wenn sich der Finanz- und Wirtschaftsexperte zu Wort meldet. Derzeit hat er sich im Bundestag auf die Hinterbänke zurückgezogen und konzentriert sich stattdessen auf seine Anwaltstätigkeit. Er kündigte an, 2009 nicht mehr für den Bundestag kandidieren zu wollen.

Ob die FDP ihn nun 2009 für sich gewinnen will, dazu wollte sich der FDP-Sprecher nicht äußern. Nur so viel: "Die FDP hat keinen Aufnahmestopp verhängt." Offen seien die Liberalen für alle, "die mit der marktwirtschaftlichen Ausrichtung der eigenen Partei nicht zufrieden sind".

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