Friedensnobelpreis:Die Wetten sprechen für Al Gore

Al Gore, Bono, Helmut Kohl oder doch ein Anderer? Die Frage nach dem Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises bleibt spannend. Die Gerüchteküche räumt den Klimaaktivisten allerdings gute Chancen ein.

Mit Spannung wird am Freitag die Entscheidung des norwegischen Nobelkomitees über den diesjährigen Friedensnobelpreis erwartet. Für den berühmtesten politischen Preis der Welt sind neben dem früheren US-Vizepräsidenten Al Gore auch Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl und der irische Rocksänger Bono nominiert. Darüber hinaus wurden nach Angaben aus dem Nobel-Institut 46 Organisationen offiziell vorgeschlagen.

Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl rückt vermutlich nur in die engere Auswahl, wenn es in diesem Jahr wieder klassisch zugehen sollte. Doch bei den in Norwegens Hauptstadt kursierenden Spekulationen über die relativ spät gefällte Entscheidung des fünfköpfigen Nobelkomitees zeigt sich, dass eine Vergabe an Kohl für seine Verdienste um die friedliche Überwindung der weltweiten Blockgrenzen und um die friedlich verlaufene deutsche Wiedervereinigung wohl eher nicht in Frage kommt.

Seit einiger Zeit zeichnet sich beim Nobelpreis-Komitee in Oslo ein neues Verständnis dafür ab, was zum Frieden in der Welt beiträgt. "Das ganze Thema Klimawandel und Umwelt wird sich irgendwann in der Preisvergabe niederschlagen", sagt Jan Egeland, Chef des Norwegischen Instituts für Internationale Angelegenheiten, das die Auswahl seit Jahren begleitet. Prompt gelten in diesem Jahr ausgewiesene Vorreiter des Kampfes gegen die Erderwärmung als Favoriten.

Al Gore wurde für seine Verdienste um den Kampf gegen eine globale Klimakatastrophe nominiert. 2,65:1 stand die Quote beim skandinavischen Wettbüro Betsafe am Donnerstag für den ehemaligen US-Präsidentschaftskandidaten. Andererseits gilt er aber wegen des schon laufenden Präsidentschaftswahlkampfes in den USA als wenig aussichtsreicher Kandidat.

Zudem entschieden sich die Juroren bereits 2004 für eine Umweltschützerin. Die Kenianerin Wangari Maathai wurde dafür ausgezeichnet, dass sie zehntausende Frauen in ganz Afrika dazu gebracht hatte, Bäume zu pflanzen. Auch im vergangenen Jahr wich das Komitee von der traditionellen Linie ab: Preisträger Muhammad Yunus hat mit seiner Grameen-Bank Armen Mini-Kredite verschafft und ihnen damit einen Ausweg aus der Not eröffnet.

In diesem Jahr sei nicht mit einem so betont "untraditionellen" Preis zu rechnen, hieß es aus Osloer Medienkreisen. Das bedeutet also wenig Chancen für Bono von der irischen Rockband U2. Dieser ist für seinen Einsatz zur Entschuldung armer Länder nominiert worden. Bessere Chancen werden dem UN-Sondergesandte Matti Ahtisaari eingeräumt, dessen Quoten am Donnerstag bei 5,5:1 standen.

Auch einige Menschenrechtler stehen auf der Liste für den Friedensnobelpreis. Unter anderem wurden die gegen den Tschetschenien-Krieg aktive Russin Lidija Jussupowa und die im US-Exil lebende Chinesin Rebiya Kadeer - ihre Quote stand bei 11:1 - vorgeschlagen. Kadeer setzt sich für die Rechte der uigurischen Minderheit in China ein.

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