Die Neonazi-Attacke auf friedliche Gewerkschafter auf einem Autobahn-Rastplatz in Thüringen hat die Republik schockiert, dabei war der Exzess einer von vielen.
Kriminielle Neonazis auf dem Vormarsch: Mehr als 770 Menschen wurden im Jahr 2008 Opfer rechter Gewalt.
(Foto: Foto: ddp)Noch mehr: Der Gewaltausbruch ist beispielhaft für einen gefährlichen Trend: Immer häufiger pöbeln und prügeln die Neonazis, immer ungenierter verbreiten sie ihre Hass-Propaganda.
Die Zahl der rechtsextremen Straftaten ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das belegt die Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei-Abgeordenten Petra Pau an das Bundesinnenministerium, die sueddeutsche.de vorliegt.
Demzufolge gab es 2008 fast 14.000 rechtsextreme Straftaten, darunter 735 Gewalttaten. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 lagen die vorläufigen Zahlen mit knapp 11.000 deutlich niedriger. Auch die Zahl der bei Gewalttaten verletzten Menschen stieg deutlich an: von knapp 600 auf 773.
Damit liegen die Werte laut für 2008 auf Rekordniveau. Im bisherigen Rekordjahr 2006 wurden nach den damaligen vorläufigen Angaben 12.240 Straftaten registriert, darunter 726 Gewalttaten.
Die Zahlen könnten sich "aufgrund von Nachmeldungen" noch "teilweise erheblich" ändern, heißt es aus dem Innenministerium. Mit endgültigen Angaben sei im April oder Mai zu rechnen.
Schwerpunkt Ostdeutschland
Deutlicher Schwerpunkt der rechtsextremen Straftaten ist nach wie vor Ostdeutschland, aber auch Flächenländer wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die Ermittler hätten bislang 7118 Tatverdächtige sowie 241 vorläufige Festnahmen gezählt, heißt es in dem Papier weiter. Gegen 17 von ihnen sei Haftbefehl erlassen worden.
Außerdem legte das Innenministerium auf Anfrage der Linksfraktion die Zahlen über antisemitische Straftaten im Jahr 2008 vor. Insgesamt wurden 1089 Delikte erfasst, darunter 32 Gewalttaten mit 36 Verletzten.
Auch bei den antisemitisch motivierten Straftaten gibt es einen deutlichen Anstieg: Im Vorjahr sind laut Innenministerium nach vorläufigen Zahlen 951 judenfeindliche Straftaten registriert worden, darunter 34 Gewaltdelikte mit 23 Verletzten.