FDP-Frauen kritisieren Partei:Liberale Chauvis

"Die FDP ist ein Männerverein": Nach dem Austritt ihrer Stellvertreterin kritisiert die Vorsitzende der Liberalen Frauen den frauenfeindlichen Ton in ihrer Partei - und die Arroganz der männlichen Führungsriege.

Oliver Klasen und Raimon Klein

Für die FDP sieht es derzeit schlecht aus. Miserable Umfragewerte, zermürbende Personaldebatten, ein immer geringerer Einfluss innerhalb der Koalition. Die Köpfe, die die Politik der Liberalen auf Bundesebene repräsentieren: Parteichef Philipp Rösler, Generalsekretär Patrick Döring, Gesundheitsminister Daniel Bahr, Fraktionschef Rainer Brüderle, Außenminister Guido Westerwelle - alles Männer.

Brigitte Susanne Pöpel Abgeordnete tritt aus FDP aus

Austritt aus Protest gegen den "Männerverein FDP": Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Liberalen Frauen, Brigitte Susanne Pöpel, ist aus der Partei ausgetreten.

(Foto: dpa)

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist die einzige prominente Frau bei den Liberalen. "Die FDP ist ein Männerverein", sagt Doris Buchholz, Bundesvorsitzende der Liberalen Frauen. "Sie haben in der FDP unheimlich Gegenwind, wenn Sie zu den Liberalen Frauen zählen", so Buchholz in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau.

So hätte die Männerriege der FDP-Oberen erfolgreich die Einführung einer Frauenquote torpediert. Und die Vorwürfe gehen noch weiter: Parteifreunde hätten es abgelehnt, FDP-Frauen zu plakatieren, die ihnen zu wenig attraktiv erschienen: "Ich habe schon erlebt, dass man mir gesagt hat, man möchte gutaussehende Frauen auf Wahlplakaten - nach dem Motto: Sex sells", sagt Buchholz.

Buchholz' Äußerungen über den Chauvinismus der FDP-Männer reihen sich ein in die Klagen anderer weiblicher Parteimitglieder: Am vergangenen Dienstag hatte bereits die stellvertretende Bundesvorsitzende der Liberalen Frauen, Brigitte Susanne Pöpel, ihren Austritt aus der FDP erklärt. Zur Begründung sagte die Wiesbadener Stadtverordnete laut Zeitung, es herrsche "ein frauen- und familienfeindlicher Ton" in der FDP auf kommunaler, Landes- und Bundesebene.

Nadja Hirsch, Europaabgeordnete der Liberalen aus München, bestätigt gegenüber Süddeutsche.de, dass "in der Partei generell Männer dominieren, allein schon aufgrund der Anzahl". Zudem seien Männer besser vernetzt. Frauen hätten es schwerer, Zugang zu relevanten Netzwerken zu finden. Aber es läge auch an den Frauen selbst, daran zu arbeiten. Die Partei bemühe sich, Frauen einzubinden wie etwa mit einem Mentoring-Programm, das besonders die Laufbahn von jungen Frauen fördern will. Hirschs Mentorin sei Leutheusser-Schnarrenberger gewesen.

Katja Suding, Vorsitzende der FDP-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft und wegen ihres aparten Aussehens von Spiegel-Online einst als "Westerwelles next Topmodel" tituliert, sieht das anders. Sie könne nicht erkennen, dass die FDP ein "Männerverein" sei, erklärte sie gegenüber Süddeutsche.de. Von neun Bürgerschaftsabgeordneten seien in Hamburg drei Frauen, von zwei Hamburger Bundestagsabgeordneten sei eine weiblich. Und nicht Aussehen, sondern politische Arbeit bringe Frauen nach vorn und auf Plakate der FDP. Dennoch: Auch sie wünscht sich, dass sich grundsätzlich mehr Frauen in der Politik engagieren.

Vorbei sind aber offenbar die Zeiten, da ein Vorsitzender Guido Westerwelle aufstrebende Frauen wie die frühere Generalsekretärin Cornelia Pieper - oder auch die Hamburgerin Suding - persönlich gefördert und in die Parteispitze hat aufrücken lassen. Seit die einstige Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin wegen der Affäre um ihre in großen Teilen abgeschriebene Doktorarbeit zurücktreten musste, gibt es kaum noch weibliche Hoffungsträger bei den Liberalen.

Buchholz hat jetzt angekündigt, sie werde nicht dem Beispiel Pöpels folgen, sondern in der FDP bleiben. "Klein beigeben? Da haben die Herren doch gewonnen", sagte sie.

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