Frauenförderung:Von Gedöns keine Spur

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Chefsache Frauenförderung: US-Präsidententochter Ivanka Trump stellte beim Gipfel in Hamburg einen neuen Weltbank-Fonds für die Unterstützung weiblichen Unternehmertums vor. (Foto: Regina Schmeken)

Ivanka Trump will das weibliche Unternehmertum stärken. Ihre "Women Entrepreneurs Finance Initiative" ist 325 Millionen Dollar schwer. "Kein süßes kleines Projekt", sagt Weltbankchef Jim Yong Kim.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Dass die Zeiten sich ändern, ist auf dem G-20-Gipfel in der Arbeitssitzung zur Förderung von Frauen zu beobachten. Die Staatenlenker beraten darüber, wie mehr Frauen in Jobs gelangen oder selbst Unternehmerinnen werden könnten. Summierte der einstige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) Frauenförderung noch als "Gedöns", stellte sich in Hamburg der als Macho nicht minder begabte US-Präsident Trump plötzlich als Verfechter der Frauenförderung dar. Trump gibt 50 Millionen Dollar, um weltweit weibliches Unternehmertum zu stärken. Was natürlich damit zu tun hat, dass die "Women Entrepreneurs Finance Initiative", ein bei der Weltbank angesiedelter Fonds, von seiner Tochter Ivanka initiiert wurde.

Erst wollte Vater Trump die Zuschüsse zur Weltbank kürzen, jetzt fördert er

Weltbankpräsident Jim Yong Kim sagte in Hamburg, der Fonds habe mehr als 325 Millionen Dollar eingesammelt. Das Geld wird genutzt, um Frauen und frauengeführten Unternehmen den Zugang zu Finanzen und Krediten zu erleichtern. Angeboten werden zudem technische Unterstützung, Ausbildung und Beratung. Die Idee des Fonds entstand bei einem Gespräch, das Ivanka Trump und Kim Anfang des Jahres im Weißen Haus führten. Damals wollte der Vater die Zuschüsse zur Weltbank kürzen. Jetzt fördert er. "Das ist kein süßes kleines Projekt", sagte Kim während der G-20-Arbeitssitzung. Trump jedenfalls dankte seiner Tochter für die großartige Arbeit: "Du hilfst der Kanzlerin und du hilfst den Frauen in der ganzen Welt. Und ich möchte dir danken." Nach diesen Worten verließ Trump den Tisch der Staatenlenker, Tochter Ivanka nahm seinen Platz ein.

Auch Kanadas Premier Justin Trudeau ließ sich zur symbolischen Handlung verführen. 32 Männer säßen am Tisch, nur vier Frauen, bemängelte er. Worauf die britische Premierministerin Theresa May zur Heiterkeit aller anmerkte, nun müsse er einer Frau Platz machen. Trudeau bat Außenministerin Chrystia Freeland herbei und verließ den Raum.

Bemerkenswert skeptisch blickte die Kanzlerin, als Kreml-Chef Wladimir Putin über sexuelle Belästigung zu Hause redete. Das sei eine sehr dünne Linie zwischen Ehepartnern, "da sollten wir uns nicht einmischen". Zuvor hatte Angela Merkel schlagfertig auf ein von Chinas Staatschef Xi Jinping doziertes Sprichwort reagiert: "Wenn ich mir eine Bemerkung als Frau erlauben darf: die Hälfte des Himmels teilen können wir bestimmt, aber wir wollen auch ein Stückchen auf der Erde haben."

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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