Frankreich:Zwei gegen Europa

Marine Le Pen bekommt nun Konkurrenz von der extremen Linken.

Von Stefan Ulrich

Eine französische Redewendung lautet: Les extrêmes se touchent - die Extreme berühren sich. Stellt man sich ein kreisrundes Parlament vor, so ist das räumlich richtig; die äußerste Rechte und die äußerste Linke sitzen nebeneinander. In diesem französischen Präsidentschaftswahlkampf hat die Redewendung jedoch auch inhaltlich einiges für sich.

Marine Le Pen, die Kandidatin der extremen Rechten, und Jean-Luc Mélenchon, der Bewerber der strammen Linken, verfechten manche gemeinsame Position. Sie verdammen die Globalisierung, halten wenig von liberalen Wirtschaftsreformen, wettern gegen Deutschland und verdammen die EU, jedenfalls in ihrer heutigen Form. Gewiss, Mélenchon ist insoweit erträglicher als Le Pen, als er nicht gegen Einwanderer hetzt. Ansonsten aber werben die beiden mit frappierend ähnlichen Botschaften.

Bislang dachten überzeugte Europäer, die Gefahr bei der Präsidentschaftswahl gehe allein von Le Pen aus. Nun kämpft sich auch Mélenchon mit einem kraftvollen Wahlkampf in den Vordergrund. Das kann die Hoffnung vieler in Deutschland und der EU ins Wanken bringen, der Linksliberale Emmanuel Macron werde im zweiten Wahlgang Le Pen schlagen und als neuer Präsident den Élysée beziehen. Plötzlich erscheint eine Stichwahl zwischen Le Pen und Mélenchon nicht mehr völlig ausgeschlossen. Es ist das Albtraum-Szenario der EU.

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