Frankreich und Kuba:Anschluss halten

François Hollande besucht die Zuckerinsel. Seit Raúl Castro und Barack Obama mit ihrem Händedruck eine neue politische Phase eröffnet haben, ist er der erste europäischer Staatschef dort. Im Vordergrund stehen wirtschaftliche Interessen.

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

Vielleicht war es doch nicht nur ein Handschlag. Sondern der Auftakt zu einer großen Entspannungstournee. Seit der kubanische Präsident Raúl Castro, 83, vor ein paar Wochen in Panama mit seinem US-Kollegen Barack Obama öffentlich geplaudert hat, wirkt er wie zu neuem Leben erweckt. Es ist, als wolle er plötzlich die 50-jährige Isolationspolitik seines Landes in ein paar Wochen überwinden. Castro reist scherzend um die Welt und knüpft Kontakte, die lange Zeit als undenkbar galten. Gerade hat er Papst Franziskus im Vatikan besucht. Nach einer knapp einstündigen Audienz trat er gut gelaunt vor die Presse und sagte: "Wenn der Papst so weitermacht, fange ich wieder an zu beten und trete in die Kirche ein."

Dann ist Castro schnell zurück nach Kuba geeilt, denn dort wartete schon der nächste Gesprächspartner: François Hollande. Der sagte in Havanna: "Ich komme mit großen Emotionen nach Kuba, weil es das erste Mal ist, dass der Präsident der Französischen Republik dieses Land besucht." Selbstredend kommt Hollande aber auch mit großen Wirtschaftsinteressen. Er ist der erste EU-Staatschef, der Kuba bereist, seit Castro und Obama Ende vorigen Jahres ihre Tauwetterpolitik verkündet haben. Das sich wandelnde Land birgt gigantische Marktpotenziale. US-Firmen drängen auf die Insel, und Europa will den Anschluss nicht verlieren. Hollande sprach sich deshalb in Havanna für ein Ende des US-Embargos aus. Dies würde auch Frankreich Perspektiven eröffnen.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini war bereits im März in Havanna, um über eine neue Grundlage der Zusammenarbeit zu verhandeln. Kuba ist der einzige lateinamerikanische Staat, mit dem Brüssel keinen bilateralen Vertrag hat. Deutschland hält sich noch auffallend zurück. In der EU trat Berlin lange Zeit als Hardliner gegenüber Kuba auf - mit dem Hinweis auf die weiterhin angespannte Menschenrechtslage.

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