Frankreich:Terror-Debatte in Frankreich

Nach einem vereitelten islamistischen Terror-Anschlag in Marseille diskutieren die Präsidentschafts-Kandidaten kurz vor der Wahl über Sicherheit, Grenzschutz und Staatsangehörigkeit.

Von Christian Wernicke, Paris

Nach einem vereitelten Terroranschlag in Marseille haben mehrere Präsidentschaftskandidaten massive Verschärfungen der französischen Sicherheits- und Anti-Terror-Gesetze gefordert. Die Vorsitzende des rechtsextremen Front National verlangte, alle ausländischen Gefährder unverzüglich außer Landes zu bringen, die von den Sicherheitsbehörden in einem "Fiche S" (Aktenzeichen S wie "sûreté de l'etat", "Staatssicherheit") erfasst seien. Der Spitzenkandidat der Republikaner, François Fillon, wiederum kündigte an, er wolle allen Franzosen, die als Terroristen ihr eigene Nation bekämpften, die Staatsbürgerschaft aberkennen.

Fünf Tage vor dem ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl mit elf Kandidaten hatten Polizei und Inlandsgeheimdienst am Dienstag zwei mutmaßliche Terroristen verhaftet. Die beiden Männer, mehrfach vorbestraft und als Islamisten bekannt, hatten in einer Wohnung in Marseille drei Kilogramm Sprengstoff und mehrere Waffen gelagert. Die Behörden mutmaßen, die beiden hätten noch vor oder am Tag der Wahl einen Anschlag verüben wollen.

Die rechtsextreme Le Pen verspricht, Frankreich aus dem Schengen-Raum zu führen

FN-Chefin Le Pen warf der sozialistischen Regierung vor, sie habe "nichts getan" im Kampf gegen Terrorismus. "Es gibt kein Null-Risiko. Aber wir leben unter hundert Prozent Risiko", sagte Le Pen im Interview mit dem Sender BFMTV. Sie kündigte an, als Präsidentin am ersten Tag ihrer Amtszeit die Zusammenarbeit im europäischen Schengen-Raum aufzukündigen "und unsere Grenzen wieder voll unter nationale Kontrolle zu stellen." Zudem will sie das französische Staatsbürgerschaftsrecht verändern, das den meisten in Frankreich geborenen Kindern von Einwanderern bisher quasi-automatisch die Einbürgerung gewährt. Der Kandidat der Sozialisten, Benoît Hamon, wies Le Pens Vorstoß als "Wählertäuschung" zurück.

Nicht ganz so scharf wie Fillon will Le Pen gegen alle Landsleute vorgehen, die sich Terrororganisationen anschließen. Le Pen will jenen Franzosen, die als bi-nationale Bürger über den Pass eines anderen Landes verfügen, die Staatsbürgerschaft entziehen.

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