Frankreich:Nach mir die Sintflut

Fillon reißt seine Partei in die Tiefe. Gewinnerin ist Marine Le Pen.

Von Stefan Kornelius

Frankreichs Konservative entwickeln in ihrem Trieb zur Selbstzerstörung große Energien. Im Überlebenskampf der Granden sind Rücksichtslosigkeit und eine beispiellose Egomanie wichtige Charaktermerkmale. François Fillon, der bald mit der Einleitung eines förmlichen Verfahrens rechnen darf, stilisiert sich zum Märtyrer, der lieber eine politische Bewegung mit in den Abgrund reißt, als auch nur einen Zentimeter zu weichen. Und seine Partei macht auch noch mit. Das Führungsgremium stellte sich jetzt hinter Fillon, allerdings eher aus Schwäche und Verzweiflung. Auf bemerkenswerte Weise erinnert das Chaos an Donald Trump, der seine Partei nach der Vorwahl ebenfalls nicht repräsentierte - und von der Macht ebenso wenig zu trennen war. Anders als Trump wird Fillon aber keine Chance in der eigentlichen Präsidentschaftswahl haben. Allerdings: Seine Halsstarrigkeit führt Marine Le Pen als der wahren Populistin neue Wähler zu. Gemäßigte Republikaner werden zudem im zweiten Wahlgang frustriert zu Hause bleiben.

Fillon ist ein Zerstörer, dessen Narzissmus keinen Zweifel am eigenen Handeln erlaubt. Klingt bekannt? Es handelt sich bedauerlicherweise um einen Charakterzug, der im vergangenen Jahr gleich mehrfach die Geschicke der Welt umleitete. In Frankreich gibt es bis zur Wahl noch ein paar Sperren und Kontrollinstanzen. Die werden nun immer wichtiger.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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