Trump in Frankreich:Trump + Macron = merkwürdige Männerfreundschaft

Trump Macron Staatsbesuch Paris Parade

Donald Trump und Emmanuel Macron begehen am 14. Juli gemeinsam den französischen Nationalfeiertag, den Jahrestag des Anschlags in Nizza sowie das Jubiläum des Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren.

(Foto: Getty Images)
  • US-Präsident Donald Trump ist für eineinhalb Tage lang auf Staatsbesuch in Frankreich.
  • Neben einem Dinner im Eifelturm, nimmt er auch an einer Militärparade während des Nationalfeiertags teil.
  • Dass die Veranstaltung von Streit überschattet wird, hat mit Frankreichs geplanten Militärausgaben zu tun.

Von Christian Wernicke, Paris

Man hört nicht, was Donald Trump sagt. Zu laut sind die neun Alphajets, die über die Champs-Élysées donnern und die Farben der Trikolore an den Pariser Himmel malen. Gastgeber Emmanuel Macron blickt mit strahlender Miene zu seiner Luftwaffe auf, Melania Trump atmet durch, als der Krach vorbei ist.

Und Trump klatscht Beifall, ist aufgestanden aus dem beigen Sessel, von dem aus er die Militärparade zum französischen Nationalfeiertag betrachtet. Der Ehrengast aus Amerika nickt kräftig, ehe er sich zu seinem Kollegen Macron dreht. Man kann die Begeisterung von seinen Lippen ablesen: "Great!"

Macron umgarnt seinen US-Kollegen

Trump hat jede Minute seiner eineinhalb Tage in Paris genossen. Und er hat, das zeigte er immer wieder, seinen Spaß gehabt beim zweistündigen Truppendefilee auf der Tribüne vorm Obelisken der Place de la Concorde.

Frankreichs Armee mobilisierte alles, um den Anlass des Besuchs - den Eintritt der USA im Ersten Weltkrieg - zu würdigen: Ein Sanitätswagen anno 1917 transportierte Soldaten und Krankenschwestern in historischen Uniformen, daneben rollte eine Haubitze vom Typ Cesar übers Pflaster, wie sie Frankreich noch vor einer Woche bei der Schlacht gegen den "Islamischen Staat" in Mossul eingesetzt hatte. Paris inszeniert hundert Jahre Waffenbruderschaft mit den USA. Nach der Parade schwört Macron: "Nichts wird uns je trennen."

Es ist eine merkwürdige Männerfreundschaft, die da an der Seine aufblüht. Macron umgarnt Trump, wie es in Europa zuletzt allenfalls die Regierung in Polen tat. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstagabend lobte der Franzose die bilaterale Allianz im Kampf gegen den Terrorismus an allen Fronten, allem voran in Syrien, im Irak, in Libyen. Er beteuert, er habe auch über "Divergenzen" mit seinem Gast gesprochen, also über Trumps Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen.

Dieser frostige Austausch über die globale Erwärmung sei, so fügte Trump dann an, aber "nur kurz" gewesen. "Sie haben einen tollen Präsidenten, einen harten Präsidenten", lobt er seinen um 32 Jahre jüngeren Nebenmann. Der lächelt dankbar und lädt Donald und Melania auf den Eiffelturm zum "Diner unter Freunden" ein. Trumps Begeisterung für die "tolle Figur" von Brigitte Macron provoziert in Amerika zwar neue Sexismus-Vorwürfe, in Paris verhallt die Bemerkung ohne viel Echo. Macron macht aus Trump, dem "bully", Donald, den "buddy".

Der Generalstabschef und Macron streiten heftig über Geld

Dass über den sonnigen Nationalfeiertag dennoch Schatten fielen, lag nicht am Amerikaner. Es war ein Landsmann, der Macron verärgerte. Das Protokoll verlangte, dass Generalstabschef Pierre de Villiers vor Beginn der Parade neben seinem Staatschef stand, um gemeinsam zur Place de la Concorde zu fahren. Beide würdigten sich kaum eines Blicks.

General de Villiers ist empört über die Entscheidung seines Präsidenten, der Armee kurzfristig 850 Millionen Euro aus dem Budget zu streichen. Um das Haushaltsdefizit in diesem Jahr unter drei Prozent des BIP zu drücken, muss das Verteidigungsministerium nun allerlei Bestellungen für Munition und für militärisches Gerät stornieren.

Besonders ärgert die Offiziere, dass die Kosten für Militäreinsätze im Ausland - geschätzte 450 Millionen Euro - in diesem Jahr nicht wie gewohnt aus einem Sonderfonds, sondern aus dem eigenen Budget beglichen werden. "So lasse ich mich nicht verarschen", hatte der General bei einer Sitzung des Verteidigungsausschusses der Nationalversammlung gepoltert. Und natürlich war das Zitat nach draußen kolportiert worden.

Macron reagierte am Donnerstag. Kurz vor seinem "Diner unter Freunden" mit Trump nutzte der Oberbefehlshaber ein Fest im Garten des Verteidigungsministeriums, um Frankreichs ersten Offizier in den Senkel zu stellen. Öffentliche Kritik am Präsidenten sei "unwürdig". Und überhaupt: "Ich bin Ihr Chef, ich brauche keinerlei Druck, keinerlei Kommentare." Doch de Villiers ließ nicht locker. In einem Gastbeitrag im Figaro erinnert der General am Freitag an Macrons Wahlkampfversprechen, bis 2025 den Verteidigungsetat auf zwei Prozent des BIP zu steigern. Das bedeute 50 Milliarden Euro jährlich, angesichts von nur 32,7 aktuell. Macron versprach inzwischen zwar 34,2 Milliarden für 2018. De Villiers aber soll mit Rücktritt gedroht haben. Die Tour über die Champs-Élysées dürfte eine der letzten Dienstfahrten des Generals gewesen sein.

Vom Feind in den eigenen Reihen ließ sich Macron nicht den Tag verderben. Nach der Parade umarmte er seinen neuen Freund aus Amerika. Und Brigitte Macron gab zum Abschied Küsschen.

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