Frankreich:Macron fordert von Deutschland mehr Investitionen für Europa

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Emmanuel Macron wünscht sich von Deutschland mehr Investitionen für Europa. Am Donnerstag wird ihn Angela Merkel in Paris besuchen. (Foto: AFP)
  • Deutschland sollte mehr Geld in Europa ausgeben, findet Macron.
  • Die wirtschaftliche Stärke der Bundesrepublik hänge auch mit Problemen in der Euro-Zone zusammen, sagt der französische Präsident.
  • Merkel wird am Donnerstag in Paris erwartet, um gemeinsam mit ihm einen Ministerrat zu leiten.

Vor dem Besuch Angela Merkels in Paris hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von Deutschland mehr Einsatz für Investitionen in Europa gefordert. Deutschland müsse für eine "Wiederbelebung der öffentlichen und privaten Investitionen in Europa sorgen", sagte Macron in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der französischen Zeitung Ouest-France. Er habe keine Lektionen zu erteilen, sagte Macron . "Aber wir müssen herausfinden, welches Szenario in gesamtwirtschaftlicher Hinsicht geeignet ist."

Macron machte zugleich deutlich, dass Deutschland seine wirtschaftliche Stärke "zum Teil den Missständen in der Euro-Zone" und "der Schwäche anderer Volkswirtschaften" zu verdanken habe. Es bestehe ein wirtschaftliches und kommerzielles Ungleichgewicht zwischen Deutschland und seinen Nachbarn. Zugleich gebe es "eine gemeinsame Verantwortung, damit die Euro-Zone sich so gut entwickelt, wie sie es verdient", sagte Macron. "Deutschland muss sich bewegen, so wie sich auch Frankreich bewegen muss", fügte der Staatschef hinzu.

Macron kritisierte, dass die Euro-Zone nicht gut funktioniere, weil die Schere zwischen den Ländern immer weiter auseinandergehe. "Die Länder, die bereits verschuldet waren, machen immer mehr Schulden. Diejenigen, die schon konkurrenzfähig waren, sind noch konkurrenzfähiger geworden", sagte der französische Präsident. Diese Situation sei auf Dauer nicht gesund, fügte er hinzu.

Macron will europäische Verträge verändern

Es gehe nicht darum, die früheren Schulden zu vergemeinschaften, sagte Macron weiter. Vielmehr gehe es darum, für mehr Übereinstimmung und Solidarität innerhalb der Europäischen Union und der Euro-Zone zu sorgen, "um für die Zukunft stärkere Solidaritätsmechanismen einzuführen".

Macron sprach sich in dem Interview dafür aus, die Vision Europas zu erneuern und auch die Europäischen Verträge zu verändern. Es gehe um ein Europa, das angesichts der Globalisierung Schutz biete und ein neues Gesellschafts- und Wachstumsmodell ausarbeite. "Irgendwann müssen die Europäischen Verträge geändert werden, da dieses Europa unvollständig ist", sagte Macron. "Die Frage ist nicht, ob diese Änderungen nötig werden, sondern wann und wie."

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Macron leiten am Donnerstag einen deutsch-französischen Ministerrat in Paris. Bei dem Regierungstreffen geht es unter anderem um eine engere militärische Kooperation, um wirtschaftspolitische Fragen und die Bildung.

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