Bis zum frühen Mittwochmorgen zählte die Polizei 558 brennende Autos, etwa ein Drittel weniger als zur gleichen Zeit am Dienstag. Dagegen schnellte die Zahl der Festnahmen von 143 auf 204 hoch. In der gesamten Vornacht waren 1173 Autos angezündet und 330 Verdächtige festgenommen worden.
Paris hatte am Dienstag ein Notstandsgesetz reaktiviert, das Ausgehverbot und verschärfte Kontrollen ermöglicht. Einige Städte verhängten bereits nächtliche Ausgehverbote für Jugendliche. Dennoch wurden neben Fahrzeugen auch wieder öffentliche Gebäude angezündet, darunter Bibliotheken und Grundschulen.
Sarkozy: Kindergeld kürzen
In mehreren Départements wurde auch der Verkauf von Benzin und Gasflaschen an Minderjährige verboten. Innenminister Nicolas Sarkozy regte zudem an, Eltern, die ihrer Erziehungspflicht nicht genügten, das Kindergeld zu kürzen.
In Outreau bei Calais mussten in der Nacht zum Mittwoch 100 Einwohner eines Sozialblocks in Sicherheit gebracht werden, nachdem sechs Autos im Tiefgeschoss in Brand gesteckt worden waren. Nach einem Angriff mit Brandsätzen explodierte in Bassens bei Bordeaux ein gasbetriebener Linienbus. Der Fahrer, der einzige Insasse, kam mit einem Schock davon.
Angriffe auf Busse
In Lyon wurde der Nahverkehr nach Angriffen auf Busse und eine U-Bahn-Station eingestellt. Außerdem wurden in der Stadt zwei russische Journalisten von Randalieren verprügelt.
In Nizza wurde einem Mann aus einem Gebäude eine Hantel auf den Kopf geworfen, er befand sich am Morgen noch in kritischem Zustand. Weitgehend ruhig war es dagegen im Département Seine-Saint-Denis bei Paris, wo die Unruhen vor fast zwei Wochen begonnen hatten.
Die Zeitung Le Monde zitierte unterdessen Polizeistatistiken, denen zufolge schon vor Ausbruch der Unruhen die Gewalt in den von Einwandererfamilien bewohnten Sozialsiedlungen zum Alltag gehörte.
So seien seit Jahresbeginn bereits 28 000 Autos und 17 500 Müllcontainer in Flammen aufgegangen, ohne dass dies Schlagzeilen gemacht hätte. In mehr als 3800 Fällen sei die Polizei angegriffen worden.